da gerade bei so kleinen Fakultäten die Gefahr der Suprematie eines einzelnen zu nahe liege. Indessen ist die naturwissenschaftliche Fakultät (durch zwei Mathematiker, zwei Chemiker, Botaniker, Mineralogen, Zoologen, Physiker) an und für sich so gross, als die theologische Fakultät, und die staatswissenschaftliche Fakultät kann wenigstens durch das Hinzutreten zweier Forstprofessoren (die freilich mit den Staatswissenschaften zunächst sehr wenig zu thun haben) zu einer anständigeren Grösse erweitert werden. Aber selbst wenn jener Uebelstand mit vollem Recht als ein Nachtheil beider Fakultäten bezeichnet werden müsste, so würde er doch nicht ein so grosses Gewicht haben, dass er nur im entferntesten mit jener unheilvollen Mischung von Naturforschern und Philosophen in einer Fakultät verglichen werden könnte. Denn dass Philologen über Chemiker verhandeln, Botaniker über Philosophen ist ein Unding so himmelschreiender Art, dass nur der träge Conservativismus unserer Universitäten und die durch nichts gestörte Behaglichkeit der Besitzenden es möglich gemacht haben (und vermuthlich noch weiter möglich machen werden) dieses Unding zu ertragen, ohne für seine Abschaffung einzutreten.
Wenn demgemäss die Einführung der Tübinger Einrichtung als ein erster Schritt zur Besserung bezeichnet werden muss, so bleibt die Hauptsache dabei noch unerledigt, ob an den Rechten und Befugnissen der Fakultäten in Zukunft nichts geändert
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/241&oldid=- (Version vom 17.8.2016)