Ehren erblickt das Gesetz weder in prunkvoller Bestattung noch darin, dass man ihnen glänzende Denkmale setzt, sondern es sollen nur die nächsten Angehörigen ein einfaches Leichenbegängnis halten.[1] Eine weitere gesetzliche Bestimmung lautet dahin, dass alle, die einem Leichenzug begegnen, ihn begleiten und an der Trauer teilnehmen müssen; das Haus aber, in dem die Leiche gelegen hat, soll mitsamt seinen Bewohnern gereinigt werden, damit es einem etwaigen Mörder recht zum Bewusstsein komme, wie sehr er sich verunreinigt habe.[2]
(27.) 206 Die Verpflichtung, den Eltern mit Ehrfurcht zu begegnen, stellt das Gesetz unmittelbar hinter die Pflichten gegen Gott. Wer die Liebe, die er von ihnen empfing, nicht erwidert und irgend eine Ausschreitung gegen sie begeht, der soll gesteinigt werden. Auch sollen überhaupt die älteren Leute von den jüngeren geehrt werden, weil Gott das älteste Wesen ist.[3] – 207 Vor Freunden darf man nichts geheim halten; denn wo kein vollkommenes Vertrauen bestehe, sei von echter Freundschaft nicht die Rede. Wenn einmal zwischen Freunden eine Zwistigkeit
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/181&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
- ↑ Vergl. jedoch Jüd. Krieg II, 1, 1. Zur Erklärung dieses scheinbaren Widerspruches s. Zipser, S. 170f.
- ↑ Dass diese Erklärung nicht die richtige sein kann, liegt auf der Hand. Eine viel zutreffendere und schönere Deutung giebt R. Aaron ha-Levi, indem er (Sepher ha-Chinnuch No. 263) zum Verbot Levit. 21, 1 sich also äussert: „Weil die Priester zum Dienste Gottes ausersehen sind, müssen sie sich besonders vor jeder Verunreinigung durch einen Leichnam hüten. Ich habe bereits oben auseinandergesetzt, dass alles Hässliche und Ekelhafte Verunreinigung hervorruft. Den menschlichen Leichnam aber haben die Weisen den Erzvater aller Unreinheit genannt. Das kommt daher, dass, wenn die Seele, welche Leben und Sittlichkeit spendet, sich vom Körper getrennt hat, derjenige Teil des Menschen allein zurückbleibt, der seines rein irdischen Ursprungs wegen minderwertig ist und gewiss die dem Menschen von Gott eingehauchte Seele zur Sünde und Unsittlichkeit verleitete. Darum ist es nicht mehr als billig, dass, sobald alle Hoheit und Würde ihn verlassen hat, der Körper, der die blosse Materie ist, seine ganze Umgebung verunreinigt.“ S. auch Zipser, a. a. O. S. 171f.
- ↑ Vergl. Daniel, Kap. 7, V. 9, 13, 22: Der Uralte der Tage.