römische Reiter in der Nähe der Stadt gesehen wurden, was die Vermutung wachrief, das königliche Heer sei im Anmarsch. 158 Alsbald brachen nun die Tiberienser in Lobsprüche auf den König und in Schmähungen gegen mich aus. Ein Eilbote meldete mir ihren Entschluss, abzufallen. 159 Die Nachricht erschreckte mich heftig, denn ich hatte eben meine Soldaten von Tarichaea nach Hause beurlaubt, einmal weil der folgende Tag ein Sabbat war, und dann auch weil ich Tarichaea nicht mit Einquartierung belästigen wollte. 160 So oft ich mich dort aufhielt, sorgte ich nicht einmal für eine Leibwache, da ich die Treue der Einwohner gegen mich des öfteren erprobt hatte. 161 Ich befand mich also in grosser Verlegenheit, da ausser meinen Freunden nur sieben Bewaffnete bei mir waren. Meine Truppen wieder zurückzurufen, ging nicht an, weil der Tag sich schon zum Ende neigte; doch auch wenn sie kamen, durften sie am folgenden Tage nicht zu den Waffen greifen, weil unsere Gesetze dies verbieten, mag die Not auch noch so dringend sein. 162 Wollte ich aber gegen Tiberias die Bewohner von Tarichaea und deren Gäste ins Feld führen, so ging das ebenfalls nicht, da sie, wie ich sah, nicht stark genug sein würden. Überdies musste ich fürchten, zu spät zu kommen; denn es stand zu erwarten, dass die Streitmacht des Königs früher eintreffen und mich nicht in die Stadt gelangen lassen würde. 163 Ich beschloss daher, eine Kriegslist zu versuchen. In dieser Absicht stellte ich sogleich die treuesten meiner Freunde an die Thore von Tarichaea mit dem Auftrag, ein wachsames Auge auf alle zu haben, die hinausgehen wollten. Alsdann rief ich die Vornehmsten der Stadt zusammen und befahl jedem von ihnen, ein Schiff bereit zu halten, es mit einem Steuermann zu besteigen und mir nach Tiberias zu folgen. 164 Ich selbst bestieg ebenfalls mit meinen Freunden und den erwähnten sieben Bewaffneten ein Boot und fuhr auf Tiberias zu.
165 (33.) Als die Tiberienser merkten, dass keine königlichen Truppen heranrückten, und dagegen den See voll
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/33&oldid=- (Version vom 4.8.2020)