(I, 12–II, 13).
a. Hätten die alten griechischen Geschichtschreiber das jüdische Volk wirklich nicht gekannt und nichts von ihm berichtet, so würde das noch keineswegs zu dem Schluss berechtigen, dass es jüngeren Ursprungs sei; denn die abgesonderte Lage Palästinas und der Umstand, dass seine Bewohner keinen Handel treiben, machen die Nichterwähnung der Juden in griechischen Geschichtswerken verständlich (12). Mit der gleichen Beweisführung könnte man der griechischen Nation ihr hohes Alter absprechen. Da sind die Zeugnisse der Nachbarvölker des jüdischen Landes denn doch gewichtiger (13).
b. Nun giebt es aber alte ausserjüdische Zeugnisse für das frühe Dasein der jüdischen Nation in Hülle und Fülle, und zwar 1) nichtgriechische: bei den Aegyptiern Manetho (14–17); bei den Phoeniciern staatliche Urkunden, dann Dios, Menander (17f.); bei den Chaldäern gleichfalls staatliche Urkunden, ausserdem Berossos, Philostratos, Megasthenes (19–21); 2) griechische: Pythagoras, Herodot, Choirilos, Klearchos und Aristoteles, Hekataios, Agatharchides (22), Theophilos, Theodotos u. a. Manche Schriftsteller übrigens hätten die Juden erwähnen können, unterliessen es aber aus bösem Willen, wie Hieronymos (23).
c. Allerdings sind diese Zeugnisse, so grosse Beweiskraft für das hohe Alter des jüdischen Volkes sie auch besitzen, doch mit falschen und verleumderischen Angaben über die Juden durchsetzt; darum ist es notwendig, die Lügen zu entkräften. Befremdlich ist übrigens die Schmähsucht vieler griechischen Schriftsteller nicht, wenn man bedenkt, dass sie oft Gefallen
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/84&oldid=- (Version vom 5.11.2022)