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von jungen Leuten in der Schule angefertigt wird. Damit bringen sie freilich eine ungeheuerliche Anklage und Verleumdung vor. Man sollte doch wissen, dass, wer anderen eine Darstellung thatsächlicher Begebenheiten verspricht, zuvor selbst genaue Kenntnis davon erlangt haben muss, entweder dadurch, dass er mit dabei gewesen ist, oder dadurch, dass er sie von Augenzeugen vernommen hat; 54 und eben dies glaube ich bei beiden Werken recht sorgfältig gethan zu haben. Denn die Altertümer übersetzte ich, wie schon erwähnt, aus den heiligen Schriften, da ich als Priester und Abkömmling eines Priestergeschlechtes die in den letzteren enthaltene Weisheit besonders verstehe; 55 die Geschichte des Krieges aber schrieb ich, nachdem ich bei vielen Ereignissen desselben die handelnde Hauptperson, bei den meisten Augenzeuge gewesen war, überhaupt aber alles, was während des Krieges verhandelt und vollführt wurde, mit sämtlichen Einzelheiten in Erfahrung gebracht hatte. 56 Wie könnte also das Benehmen derer, die sich erkühnen, mir die Wahrheit streitig zu machen, etwas anderes als Frechheit sein? Mögen sie immerhin sagen, sie hätten die Denkwürdigkeiten der Imperatoren gelesen: bei dem, was auf unserer, der Gegner, Seite vorging, sind sie doch nicht zugegen gewesen.

57 (11.) Notgedrungen machte ich diese Abschweifung, wodurch ich zugleich die mangelhafte Befähigung derer, die sich als Geschichtschreiber aufspielen, zeigen wollte. 58 Nachdem ich nun im Vorstehenden genügsam, wie ich glaube, bewiesen habe, dass schriftliche Aufzeichnung alter Begebenheiten bei den Barbaren mehr als bei den Griechen zu Hause ist, will ich zunächst mit denen, die aus dem angeblichen Stillschweigen griechischer Geschichtschreiber über uns Veranlassung nehmen, das hohe Alter unseres Volkes zu leugnen, 59 eine kurze Erörterung halten und sodann aus den schriftlichen Urkunden anderer Völker Zeugnisse für unser frühes Dasein beibringen sowie die völlige Grundlosigkeit der gegen unsere Nation vorgebrachten Schmähungen darthun.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/99&oldid=- (Version vom 4.8.2020)