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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

kein Gast ohne die größte Zufriedenheit sein Haus. Man kann sich diesen Mann in der That unter die Rubrike: honette homme, in sein Wörterbuch zeichnen.


Dritter Brief.

Wetzlar könnte so gut als einer in Teutschland der Ort zur Concentrirung des teutschen Geschmackes seyn, wenn es das eiserne Vorurtheil nicht anders wollte. Hier kommen gebildete Leute aus allen Theilen dieses großen Landes zusammen, die Vermögen und auch Kenntnisse besitzen. Allein der leidige Actenstaub, der schon so manches aufblühende Genie erstickt hat, erstickt auch hier größtentheils den bessern Geschmack und verscheucht die schönen Pierinnen weit über die Grenzen, und wenn sie ja einmahl hier festen Fuß fassen, so dürfen sie doch nur bey einzelnen Männern aus- und eingehen. Man beherzigt es hier wenig, daß Schönheit der Wahrheit nur das Siegel der Vollkommenheit aufdrücken kann. Bis zu dieser Erkenntniß haben wir hier wohl noch manchen Schritt zu thun. Viele der Herrn gehen nicht einmahl mit der Literatur ihres Brodtstudiums fort, wie sollten sie auch an