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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Stumm schloß sich Darthe dem Haufen an. Sie gingen über den Weg auf die Wiese und blieben einige Schritte hinter den Herrschaften stehen.

„Na, Dumpje-Wirt,“ rief Baron Wolf fröhlich, „seid Ihr da? Könntet Ihr uns nicht noch einige Arbeiter und Spaten schaffen?“

„Jawohl, gnädiger Herr Baron,“ sagte der Dumpje-Wirt und nahm eine tückisch-demütige Haltung an. „Wenn ich fragen darf – was wollen die gnädigen Herrschaften hier suchen?“

„Das will ich Euch gleich erklären,“ rief Baron Wolf laut, „oder besser, Herr Pastor, haben Sie die Güte und erklären Sie’s den Leuten.“

Mit freundlichem Lächeln sah der alte Herr die Bauern an und reckte seine Gestalt empor.

„Liebe Gemeinde!“ redete er sie gewohnheitsgemäß an und räusperte sich. „Aus Petersburg hat eine gelehrte Gesellschaft, die sich auch mit unserer Landeskunde befaßt, diese beiden Herren Professoren zu uns gesandt, um hier auf unserem Gebiet wissenschaftliche Ausgrabungen vorzunehmen. Noch lange bevor das lettische Volk hier ansässig war, vor tausend und mehr Jahren haben hier andere Völker gehaust, man nannte sie die Goten, und um das in den gelehrten Schriften festzustellen, soll man die alten Grabstätten öffnen. Was bei diesen Ausgrabungen gefunden wird, ist Eigentum der russischen Regierung und soll in Museen öffentlich ausgestellt werden. Darum ist es von

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)