betrachte.[1] Allerdings ist Rembrandt kein ebenso grosser Virtuos im Ausdruck des Lachens wie Frans Hals, er hat es nur selten gemalt und niemals so drastisch, nicht mit so unmittelbar packender Wirkung; aber eine starre Grimasse ist das Lachen in diesem Selbstbildnis doch ganz gewiss nicht, der ganze Ausdruck ist denn doch voll sprechenden Lebens. Eher könnte man das lachende Gesicht Rembrandts aus anderem Grunde befremdlich finden. Ist dieser Rembrandt, so könnte man fragen, der Schöpfer so tief ernster, düster poetischer Bilder, der tiefsinnige Träumer mit den geheimnissvollen Helldunkelphantasien? In Wahrheit waren ja aber in Rembrandts Wesen gewaltige Gegensätze vereinigt. Der realistische Zug war in ihm ebenso mächtig, wie der poetisch phantastische und der Humor war seiner ernsten Natur nichts fremdes; welch guter Humor spricht aus der Hochzeit Simsons! Überdies, zu der Zeit, als Rembrandt diese Bilder malte, hatte noch kein Schatten des Missgeschicks, das später über ihn hereinbrach, sein Leben verdüstert. Diese Zeit war die glücklichste seines Lebens, die kurze Zeit seines ehelichen Glücks. Saskia, mit der er sich 1634 vermählte, starb in der Blüte der Jahre, schon 1642. Ein beredtes, in übermütiger Laune geschaffenes Denkmal seiner glücklichen Ehe ist dieses Doppelporträt. Wie Saskia hier erscheint, heiter lächelnd, liebenswürdig naiv, so war sie der Sonnenschein seines Lebens. Ein Phantasiekostüm von kostbaren Stoffen, schimmerndes Geschmeide von Gold und Juwelen schmückt ihre jugendfrische Gestalt; sich selbst hat er dargestellt in der Tracht eines Kavaliers, mit schwarzsamtnem, von weissen Federn bedecktem Barett, einen Degen an der Seite an einem breiten Gürtel von Goldbrokat. Koloristisch ist das Bild ein bewunderungswürdiges Prachtstück rembrandtscher Kunst. Die ausserordentlich reichen Farben sind in den feinsten Abstufungen, in den weichsten und reizvollsten Übergängen, von dem lebhaften Gelbrot von Rembrandts Rock durch das mannigfach gebrochene Blau und Grün im Kostüm der Saskia bis hinauf zu dem glänzenden Weiss der Barettfedern, in einen grossen, warm leuchtenden Ton zusammengeführt. Voll sonniger Heiterkeit und wohliger Harmonie ist das Ganze.
Von den zahlreichen Bildnissen, in denen Rembrandt die Saskia verewigt hat, ist vielleicht das früheste das gleichfalls in der dresdner Galerie befindliche höchst reizende Brustbild, das 1633, in ihrer Brautzeit gemalt ist.[2] Sie blickt, das Köpfchen etwas vorgeneigt, schalkhaft lächelnd, mit einer leichten seitlichen Wendung auf den Beschauer; die munterste Schelmerei spielt um die Augen und die ein wenig geöffneten Lippen. Der Meinung Vosmaers, dass auch hier das Lachen „keinen angenehmen Effekt mache“, werden wohl die meisten nicht beistimmen. In der Beleuchtung ist das Bild schon echt rembrandtisch. Über den breiten Rand von Saskias Hut fällt von oben ein geschlossenes Licht, so dass nur der untere Teil des Gesichts und die Brust beleuchtet sind, während die Stirn und die Augen und das Stück unter der Brust im Schatten liegen. Wie vortrefflich die Licht- und Schattenwirkung dazu dient, den Ausdruck zu steigern! Wie reizend die Schelmenaugen aus dem Versteck des Helldunkels hervorblicken! Dazu die überaus feine Stimmung des Kolorits. Die zarte Helligkeit der Gesichtsfarbe, unter dem Dunkelrot des grossen Samthutes doppelt wirksam, das feine Hellblau des Damastkleides, das zarte Weiss des Spitzentuchs, das leise Glitzern der Perlen des Halsbands, das ist zusammen von ausserordentlichem koloristischem Reiz.
Ein andres Meisterwerk rembrandtscher Porträtkunst ist in der dresdner Sammlung das acht
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/104&oldid=- (Version vom 27.12.2024)