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Seite:Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) Galeriewerk Lücke.djvu/110

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Das Bild hat die Jahreszahl 1647. Das erstgenannte, das man irrtümlicherweise auch für ein Selbstbildnis Dous gehalten hat, ist 1665 gemalt; es ist in der ganzen Behandlung von noch grösserer Delikatesse, im Helldunkel feiner gestimmt.

Gerard Terborch, der vornehmste unter den Malern der vornehmen Gesellschaft des damaligen Holland, ist in der dresdner Galerie mit keinem seiner eigentlichen Hauptwerke vertreten, mit keinem von denen, die durch die Feinheit des psychologischen Ausdrucks ebenso interessant und hervorragend sind, wie durch die vollendete Feinheit des „Tons“ und die geistreiche Leichtigkeit der Behandlung.

Adriaen van der Werff: Das Urteil des Paris

Das abgebildete Gemälde, die Lautenspielerin, gehört in Bezug auf malerische Haltung entschieden nicht zu den vorzüglichsten Werken des Meisters, es hat fast etwas unruhiges in der Farbe. Vortrefflich aber, höchst sprechend und anziehend ist der Ausdruck der beiden Gestalten: die vornehme Dame, die im Begriff ist, die Saiten der Laute zu berühren, wendet sich mit einem fragenden Blick zu dem jungen Kavalier hinüber, der ihr, wie es scheint, mit Anspielung auf das Lied, das sie singen will – er zeigt auf das aufgeschlagne Notenheft –, ein zärtliches Geständnis macht; ihr Blick scheint zu fragen, ob sie ihm auch glauben dürfe, wie sie wohl möchte. Die Situation hat einen gewissen novellistischen Reiz, wie in Terborchs Bildern sehr häufig, man fühlt sich angeregt, aus der dargestellten Szene eine kleine Novelle herauszuspinnen. – Terborchs künstlerische Hauptthätigkeit – er war in Zwolle geboren – fällt in die Zeit seines Aufenthalts in Deventer, wo er sich nach verschiednen Reisen im Ausland 1655 niederliess (gest. 1681). Während seiner Studienzeit in Haarlem hatte er hauptsächlich von Frans Hals, später in Amsterdam von Rembrandt, bei einem Aufenthalt in Madrid auch von Velazquez wichtige Anregungen empfangen. – Sein vorzüglichster Schüler, Kaspar Netscher (geb. in Heidelberg 1639, von 1662 bis zu seinem Tode im Jahre 1684 im Haag ansässig) ist ihm

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/110&oldid=- (Version vom 27.12.2024)