Blütezeit der holländischen Schule in diesem Gebiet auftrat: das „grosse Stillleben mit dem Vogelnest“ von Jan Davidsz de Heem (s. d. Abb.). Alle glänzenden Eigenschaften der Kunst de Heems zeigt das Bild in sich vereinigt, in der stupenden Naturwahrheit, der liebevollen Feinheit, mit der jedes Stück dieser in üppiger Fülle hingebreiteten Früchte und das gesamte Beiwerk bis ins kleinste durchgeführt ist, in der malerisch prächtigen Anordnung des Ganzen, in dem Reiz der Farbenzusammenstellung und der Lichtführung. Ganz besonders durch das Lichtspiel ist dieses reiche Stillieben, das stille Leben in der Farbe und Form der mannigfaltigen Naturprodukte zu so reizvoller Wirkung gebracht.
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Seit dem Beginn des letzten Viertels des 17. Jahrhunderts mehrten sich die Anzeichen des Verfalls in der holländischen Kunst. Die grossen Meister der Blütezeit, die Frans Hals, Rembrandt und Ruisdael wurden nicht mehr verstanden, in den Kreisen der vornehmen Kunstliebhaber schätzte man fast nur noch die „Kabinetstücke“ jener Klein- und Feinmalerei, die von Gerard Dou ausgehend
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/119&oldid=- (Version vom 27.12.2024)