Zwei der vorzüglichsten Landschaften Claudes besitzt die dresdner Galerie. (S. d. Abb.) Für die eine, die Landschaft mit Akis und Galatea, ist das Motiv wahrscheinlich einer Küstengegend Siziliens entnommen. Rechts ein hohes Gebirge, steil abfallend ins blaue Meer, über dessen leichtbewegte Fläche das Sonnenlicht aus der Tiefe herstrahlt, in wundervoller Klarheit, die ganze Atmosphäre mit feinem Glanz erfüllend. Im Vordergrund am Ufer des Meeres unter einem luftigen Zelt die Nymphe Galatea mit ihrem geliebten Akis, links hinter einer Gruppe schlank aufsteigender Bäume Nereiden mit dem Muschelwagen ihrer Gebieterin, rechts auf einem Vorsprung des Gebirgs der von Galatea verschmähte Polyphem neben seiner Heerde. Die Inschrift des Bildes hat neben dem Namen des Meisters die Angabe: Roma 1657.
Die andre Landschaft Claudes ist benannt nach den kleinen, beim ersten Blick aus dem Schatten der grossen Baumgruppe links kaum herauszuerkennenden Figuren, die die heilige Familie auf der Flucht darstellen. Ein jugendlicher Hirt, der die Flöte bläst, und zwei Hirtinnen bilden im Vordergrund die Hauptstaffage der herrlichen Landschaft, die wie ein verwirklichtes Elysium erscheint, voll heitersten Sonnenglanzes, reizvoll in den feinbewegten Linien des ganzen weiten Gefildes, in der Klarheit des prächtig strömenden Flusses, schön vor allem in dem durchsichtig zarten, duftigen Schimmer der Ferne. Bezeichnet ist das Bild mit dem Namen des Meisters und: Roma 1641.
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Von den beiden neben und nach Lebrun am höchsten gefeierten französischen Malern Pierre Mignard und Hyacinthe Rigaud war der letztre, namentlich als Porträtmaler, der ungleich bedeutendere. Seine Bildnisse sind vielleicht die interessantesten malerischen Dokumente aus dem Zeitalter Ludwigs XIV. Eines der ausgezeichnetsten besitzt die dresdner Galerie in dem Porträt, das Friedrich August II. von Sachsen (August III. von Polen) als Kurprinzen darstellt. (S. d. Abb.) Den Hintergrund bildet eine offene Landschaft; der jugendschöne Prinz mit den fein belebten Zügen, auf dem frei erhobnen Haupt
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/127&oldid=- (Version vom 27.12.2024)