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Seite:Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) Galeriewerk Lücke.djvu/128

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eine stolze Allongeperrücke, die Brust von einem blinkenden Harnisch bedeckt, über den der purpurne Hermelinmantel in breiten Falten zurückfällt, die ausgestreckte Rechte auf den Feldherrnstab gestützt, er erscheint in seiner Pracht und Grandezza recht wie das verkörperte Fürstenideal jener Zeit. Eine malerisch wirksame Folie zu der glänzenden Gestalt bildet der Negerpage im Hintergrund, der den Helm des Prinzen trägt. Gemalt ist das Porträt 1715 in Paris.

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Wie sehr gegen dieses Prachtstück das grosse, von Louis Silvestre gemalte Reiterbildnis Augusts des Starken an künstlerischem Wert zurücksteht, ist auffällig genug. (S. d. Abb.) Silvestre, ein Schüler Lebruns, den August der Starke 1716 an seinen Hof berief, war in Dresden anfangs hauptsächlich mit umfänglichen dekorativen Malereien beschäftigt; später war er fast nur als Porträtmaler thätig und gelangte als solcher zu besonderm Ruf; aber gerade seine Bildnisse sind es, in denen sich die Schwächen seiner Kunst am deutlichsten zeigen.

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Auf die pomphafte Kunst der Zeit Ludwigs XIV. folgte die zierliche Kunst des Rokoko, an die Stelle der schwerfälligen Pracht Lebruns trat die leichte Grazie Antoine Watteaus, des geistreichen Schilderers jener vornehmen französischen Gesellschaft, in deren Salons und Boudoirs, wie man sagen kann, das Rokoko erfunden wurde. Kein andrer hat diese elegante Welt so fein und lebendig, so malerisch interessant geschildert, wie Watteau in seinen „scènes champêtres“ und „fêtes galantes“. Er war Flamländer von Geburt – seine Geburtsstadt Valenciennes war erst unter Ludwig XIV. (1678 im Frieden von Nymwegen) an Frankreich gekommen –, und man erkennt in seinen Bildern sehr wohl, wie viel er, vor allem im Reiz des Kolorits, aus der grossen Blütezeit der vlämischen Malerei geerbt hatte; das Wesen seiner Kunst ist gleichwohl so sehr französisch, dass er mit Recht als der bedeutendste und originellste aller französischen Maler der Rokokoperiode gilt. Der rubenssche „Liebesgarten“, das Prototyp der watteauschen „scènes champêtres“, erscheint hier ganz und gar ins Französische des 18. Jahrhunderts übersetzt.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/128&oldid=- (Version vom 27.12.2024)