In der dresdner Galerie befinden sich zwei dieser Rokoko-Idyllen (s. d. Abb.); das eine, das „Liebesfest“ (im Text wiedergegeben), zeigt eine Gesellschaft von jungen Damen und Kavalieren in einem sonnigen Park, die einen zu Füssen einer Venusstatue gelagert, hinter ihnen ein Pärchen, das sich eben zu einem einsamen Spaziergang anschickt, unter den Bäumen im Mittelgrund eine zweite Gruppe auf schattigem Rasen. In dem andern Bild ist die Szene wieder ein stattlicher Park mit einem reizenden Ausblick ins Freie; in der eleganten Gesellschaft wird musiziert, ein junger Herr spielt die Guitarre. Unter den hier besonders fein charakterisierten Figuren kann die ergötzliche Gestalt des im Vordergrund abseits stehenden Herrn an den Malvolio in Shakespeares „Was ihr wollt“ erinnern.
Die französische Pastellmalerei des 18. Jahrhunderts, in der der Geschmack jener Tage einen so höchst charakteristischen Ausdruck fand, hatte neben Latour ihren glänzendsten Vertreter in dem Genfer Liotard (1702–1789). Sein berühmtestes, durch eine ungemeine Eleganz und Frische der Behandlung ausgezeichnetes Bild ist das „Chokoladenmädchen“ der dresdner Galerie (s. d. Abb. im Text). Es wurde durch den Grafen Algarotti von Liotard selbst für die dresdner Sammlung erworben.
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/129&oldid=- (Version vom 27.12.2024)