Von den deutschen Malern des 18. Jahrhunderts sind in weiteren Kreisen nur vier noch gekannt: Raphael Mengs, Anton Graff, Oeser und der hauptsächlich als Radierer berühmte Chodowiecki. Von Werken der beiden erstgenannten liegen hier Abbildungen vor. Mengs, der Hofmaler des Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen (August III. von Polen) und König Karls III. von Spanien, hatte im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts europäische Berühmtheit vor allem als Vertreter eines neuen Klassizismus. Seitdem er in Rom unter Winckelmanns unmittelbarem Einfluss stand, kam zu den eklektischen Bestrebungen, in denen er Raffael und Correggio nacheiferte, eine ausgesprochen antikisierende Richtung hinzu, in der es ihm ähnlich erging, wie ehedem Nicolas Poussin. Indem er sich das plastische Ideal der Antike zum Vorbild setzte, entfremdete er sich dem eigentlichen Wesen der Malerei ebenso sehr oder noch mehr als jener. Von dem malerischen Gefühl, das ihm von Haus aus in hohem Grade eigen war, ist in seinem grossen, für die neuklassische Richtung der Malerei epochemachenden Deckenbild in der Villa Albani in Rom nur noch wenig zu finden. Wie stark und bedeutend sein malerisches Talent ursprünglich war und
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/130&oldid=- (Version vom 27.12.2024)