Bild im Auftrag der modeneser Schützengilde des heil. Sebastian, die es 1525 für die Kapelle des heil. Geminian im Dom zu Modena bestellt hatte. Oben in der himmlischen Glorie von Wolken getragen die Madonna mit dem freundlich lächelnden Christuskind, über ihr aus dem Duft des leuchtenden Äthers auftauchend ein Kranz von Cherubimköpfen; eine Schaar lebhaft bewegter, anmutigster Engelgestalten um sie her. Unten die drei Heiligen, denen die Madonna erscheint: links der jugendschöne heil. Sebastian, nackt an einen Baumstamm gefesselt, den Blick voll Seligkeit zur Madonna
emporwendend, neben ihm knieend der heil. Geminian in prächtigem Bischofskleid, der aus dem Bilde herausschauend auf die Erscheinung in der Höhe hinweist; ihm zu Füssen eine reizvolle Mädchengestalt mit dem Modell des modeneser Doms, dem Wahrzeichen Geminians; rechts der in Schlaf versunkene heil. Rochus, dem sich die himmlische Erscheinung im Traume zeigt. Ein Strom von Glanz und Wonne dringt aus dem Bilde, Himmlisches und Irdisches ist darin wundersam verschmolzen. Wie blühend schön, von welcher Zartheit und Weichheit des Fleischtons sind die Gestalten des heil. Sebastian und des halbwüchsigen Mädchens, das man man von jeher – man nannte es die Modanina,
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/51&oldid=- (Version vom 27.12.2024)