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Seite:Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) Galeriewerk Lücke.djvu/92

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das prächtige Bild übergegangen. Schön in der Farbe ist besonders die Mittelgruppe, in den fein abgestuften goldigen und gelblichen Tönen der Prachtkleidung der beiden sitzenden Damen und ihrem wirkungsvollen Gegensatz zu den blauen Gewändern der stehenden. Aber auch in allem übrigen ist das Bild ein lebendiger Widerklang der rubens’schen Komposition, in der ein glänzendes Stück Welt im Glücke heitern Daseinsgenusses so poetisch geschildert ist. „Les lieux enchanteurs,“ sagt Rooses in der Beschreibung des madrider Gemäldes, „les beaux couples amoureux, les Cupidons volant dans les airs, l’eau ruisselant doucement dans le bassin de marbre, tout chante le poème de l’amour, tout dit combien il est heureux d’être beau et de ne vivre que pour aimer“.– Kunstgeschichtlich ist Rubens’ „Liebesgarten“ insofern von besonderem Interesse, weil er das Vorbild war für eine ganze Gattung von Gemälden späterer Zeit, für die „fêtes galantes“ und die „scènes champêtres“ Watteaus und anderer französischer Maler der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Adriaen van Ostade: Stammtisch in der Dorfschenke

Von dem in der dresdner Galerie befindlichen Porträt von Rubens’ Söhnen Albert und Nikolas (s. d. Abb.) besitzt die Galerie Liechtenstein in Wien das Original, das zu den vorzüglichsten Bildnissen von Rubens’ Hand gehört. Das dresdner Exemplar, nach Smith und Waagen eine von Rubens selbst gemalte, nach Bode, Rooses und Woermann[1] eine in des Meisters Werkstatt unter seiner Leitung ausgeführte Wiederholung des liechtensteiner Gemäldes, kommt diesem an Wärme und Glanz der Farbe nicht gleich, ist aber gleichwohl ein sehr ausgezeichnetes Werk, im Ausdruck der beiden frischen Knabengestalten kaum weniger lebensvoll als das Original. Der ältere Sohn Albert, der uns aus seinen hellen Augen so klug und liebenswürdig anblickt, hält die rechte Hand mit einem Buch leicht in die Seite gestemmt; den linken Arm hat er um die Schulter des Bruders gelegt, der sehr aufmerksam mit einem kleinen Spielvogel beschäftigt ist; er hat ihn eben an einer Schnur von dem mit Schellen behangenen kleinen Gestell,


  1. S. Bode, v. Zahns Jahrb. f. Kunstw., VI, 200; Rooses, L’oeuvre de Rubens, p. 243–244; Woermann, Katalog der dresdner Galerie, 2. Aufl., S. 231.
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Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/92&oldid=- (Version vom 27.12.2024)