Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sondern auf trockener Anhöhe. Ebensowenig kann man, wie z. B. bei Waldsassen in der Oberpfalz, das Wort „Sassen“ = Leute, die sich ansässig machten, zur Erklärung beiziehen, weil bei Sachsen das nötige Bestimmungswort fehlt, das uns sagt, wo oder wie sich die Leute seßhaft machten. Wir müssen vielmehr an die vielen anderen „Sachsen“ denken, die es noch weithin im deutschen Lande gibt: Sachsen bei Leutershausen, Ober- und Untersachsen bei Neustadt an der Aisch, Wüstensachsen in der Rhön, Sachsendorf bei Aufseß in Oberfranken, Sachsenflur bei Lauda in Baden, Sachsenhausen bei Frankfurt und bei Wertheim, Saxen, Saxenau, Saxenburg, Saxendorf und Saxenegg in Österreich, und noch an eine Reihe ähnlicher Orte da und dort im deutschen Land. Diese so zahlreich auftretenden Ortsnamen legen von selbst die Erinnerung nahe an die bekannte geschichtliche Tatsache, daß einst der Frankenkönig und spätere deutsche Kaiser Karl der Große Tausende von Sachsenfamilien aus ihrer Heimat wegführte, sie über sein ganzes Reich hin zerstreute und unter den anderen deutschen Volksstämmen ansiedelte. Er hatte 33 Jahre lang immer wieder mit den Sachsen Krieg zu führen, weil sie seinem Plane, auch dieses letzte deutsche Volk seinem alle deutschen Stämme umfassenden Reiche einzuverleiben, dauernd widerstrebten. Auch das Christentum, das ihnen Karl der Große als inneres geistiges und religiöses Band für sein gewaltiges Reich aufnötigen wollte, lehnten sie immer wieder ab, obwohl sich bereits alle übrigen deutschen Völker zum Christentum bekehrt hatten. Im Verlaufe dieses Krieges nun griff der Frankenkönig, um endlich den Widerstand der Sachsen zu brechen, zu dem Mittel, eine große Zahl von Familien dieses Volkes umzusiedeln. So führte er im Jahre 795 über 7000 Sachsen fort aus ihrem Lande, 799 folgte weiter eine größere Zahl, und 804 kam der größte Trupp mit 10 000 Leuten. Vor allem war es der Sachsenstamm der Nordalbinger, aus dem die Familien entnommen wurden. Wohin diese Sachsen verpflanzt wurden, wird uns von den alten Geschichtsschreibern nicht im einzelnen überliefert; wir hören nur, daß sie an Bischöfe, Klöster, Grafen und andere Herren übergeben wurden, damit diese sie in ihren Herrschaftsgebieten ansiedelten. So wissen wir bestimmt, daß auch der Bischof von Würzburg eine Anzahl Leute zugewiesen erhielt. Die Ansiedlung von Sachsen konnte aber nur dort geschehen, wo noch freies, unkultiviertes Land vorhanden war. Solches fand sich damals nur noch in geringem Umfange in dem eigentlichen Frankenlande Unterfranken, dagegen in reichlichem Maße in unserer Gegend am Ostende des Bistums. Es lag darum nahe, daß der Bischof hierher seine Blicke lenkte. Und da das Gumbertuskloster in Ansbach dem Bischof zu eigen war, ergab es sich weiter von selbst, daß er eben diesem Kloster einige Sachsenfamilien zur weiteren Unterbringung