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kann sehr wohl auch einen anderen Grund haben. Wir wissen überhaupt urkundlich aus der alten Zeit sehr wenig. Erst um die Reformationszeit hören wir von „Dorfmeistern“ oder „Bürgermeistern“. In manchem Dorfe werden zwei Bürgermeister genannt, wie in Sachsen und Rutzendorf; sie hatten entweder gemeinsam vorzugehen oder sich gegenseitig zu vertreten. Von Zeit zu Zeit wurden Versammlungen der Dorfgenossen einberufen, um die Dorfordnung zu besprechen und zu handhaben, wobei auch Rügen und Strafen ausgesprochen werden konnten, alles selbstverständlich nach altem Brauch und Herkommen.

 Schon im Laufe der Zeit war der ursprünglich sehr große Gemeindebesitz, die „Gemeine“ oder, wie sie anderwärts hieß, die „Allmende“ (= Allgemeine) mehr und mehr zusammengeschrumpft, weil die zunehmende Bevölkerung und die gesteigerte Lebenshaltung auch auf dem Lande dazu führte, mehr Ackerland zu bebauen und auch mehr Wiesen anzulegen. Im Anfang des vorigen Jahrhunderts ging man überhaupt dazu über den Weidebetrieb aufzulassen oder ihn ganz wesentlich einzuschränken, und dafür die Stallfütterung einzuführen. Nur für die Schafe wurde der Weidebetrieb noch weiter, zum Teil bis heute, fortgesetzt, wozu neben geringen Weideresten auch das bebaute Land je nach der Jahreszeit benützt werden konnte. Das nicht mehr benötigte Weideland wurde dann unter die Dorfbewohner, soweit sie Gemeinderecht besaßen, verteilt. Teilweise, wie in Sachsen, geschah das auch mit dem Gemeindewald.

 Im Nürnberger Bezirk um Lichtenau hören wir schon sehr früh, schon um 1465, von „Dorfhauptleuten“ neben den Bürgermeistern. Soviel ersichtlich ist, hatten diese die Ausgabe, für die Landesherrschaft tätig zu sein, vor allem die von den Regierungen ausgeschriebenen Steuern einzuheben. Zuerst scheint für jedes Dorf ein nürnbergischer Bauer als Dorfhauptmann aufgestellt worden zu sein, in Sachsen sogar deren zwei; aber später wurde der Lichtenauer Bezirk in drei Hauptmannschaften mit je zwei Hauptleuten aufgeteilt, die ihren Sitz in Lichtenau, Immeldorf und Sachsen hatten. Zur Hauptmannschaft Sachsen zählten die Orte Sachsen, Volkersdorf, Rutzendorf, Zandt, Unterrottmannsdorf, Boxbrunn, Herpersdorf, Langenlohe und Milmersdorf, also alle damaligen Pfarrorte von Sachsen, soweit sie auf Nürnberger Gebiet lagen. – Im markgräflichen Gebiet begegnen uns in der Folgezeit die „Schulzen“ (= Schultheißen), die wohl eine ähnliche Aufgabe wie die Hauptleute um Lichtenau zu erfüllen und die an die Landesherrschaft „geschuldeten“ Abgaben einzuziehen hatten.

 Eine besondere Bedeutung kam ehedem den Kirchweihen zu, die als Volksfeste meist in recht ausgelassener und nicht selten in