Seite:George Sand Indiana.djvu/13

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den Puls und die Halsadern untersuchte. „Auch ist er nicht tot,“ fügte sie hinzu, „sondern bedarf schleuniger Hilfe.“

Darauf ließ sie den Verwundeten in den Billardsaal bringen, welcher zunächst lag. Auf einige Bänke breitete man eine Matratze aus, und, von ihren Frauen unterstützt, verband Indiana die verwundete Hand, während Sir Ralph, welcher chirurgische Kenntnisse besaß, einen reichlichen Aderlaß vornahm.

Der Oberst war unter dem Hauseingang bei seinen Dienern geblieben. Er war jetzt ganz zahm geworden, wie immer, sobald er seinem Zorn genug getan hatte. Jeder der Diener teilte seine Ansicht, daß es doch höchst verdächtig sei, wenn jemand sich des nachts über die Mauern einschleicht. Der Gärtner zog seinen Herrn leise beiseite und flüsterte ihm zu, der Eindringling sehe aufs Haar einem jungen Gutsbesitzer ähnlich, der erst seit kurzem in der Nachbarschaft wohne, und den er drei Tage vorher bei dem ländlichen Feste von Rubelles mit Fräulein Noun habe sprechen sehen.

Diese Mitteilung gab Herrn Delmares Ideen eine andere Richtung; seine breite, glänzende und kahle Stirn wurde von einer starken Ader durchfurcht, deren Anschwellen stets der Vorläufer eines Sturmes war.

„Teufel!“ sagte er zu sich selbst, indem er die Fäuste ballte, „meine Frau zeigt für diesen Gelbschnabel, der sich bei mir über die Mauern einschleicht, eine ganz auffallende Teilnahme. Dahinter muß ich kommen!“

Bleich und zitternd vor Zorn trat er in den Billardsaal.


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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)