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erscholl es: „wo ist Lippe? der Elende! der Windbeutel! der Prahlhans!” Bei der Laterne erkannte man ihn, und hier falle der Schleier über die Scene. Selten wurde wohl ein Mensch so übereinstimmend durchgeprügelt. Alle Instrumente wurden auf Lippe’n gespielt, die Hornbläser bliesen ihm in die Ohren, die Violinisten geigten durch seinen Mund, an seinen Füßen hingen zwei kleine Paukanten, bis Fresser, durch seinen Sieg befriedigt, zum Abzug blies. —

Während des Getümmels kamen ein paar Davidsbündler zum Thor hinausgefahren, die die Parteien durchschnitten. Halbtodt trug man Lippe’n in die Vorstadt, wo er wohnte, während sich jene noch lachend aufzeichneten, was man eben gelesen. —[H 1]


Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Genau ist die Zeit der Abfassung nicht zu bestimmen, doch fällt sie jedenfalls in den Zeitraum von 1839 bis 1842, der die Lebensdauer der Schillingschen „Jahrbücher für Musik und ihre Wissenschaft“ umfaßt. Auf eine Verspottung des von Schilling gegründeten „Deutschen Nationalvereins für Musik“ ist es ohne Frage abgesehen, — die Ueberschrift, der mit „G. S.“ (Gustav Schilling) unterzeichnete Aufruf, das „Protektorat“ des Bürgermeisters sowie die „correspondirenden und Ehrenmitglieder“ deuten darauf hin. Geschildert wird ein Zusammenstoß der Anhänger des „Neuen“ und des „Alten“, der Schauplatz ist eine „berühmte Musikstadt“ ― offenbar Leipzig. Daß mit den fingirten Namen auf bestimmte Musiker angespielt wird, ist gewiß; wer aber getroffen werden sollte, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Das Urbild des „Kniff“ ist am leichtesten erkennbar — Fink. II.519. [WS] Über die Polemik zwischen Schumann und Gustav Schilling siehe MK II.468–469.