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Der nächste Tag, der Oswaldustag, war ein Tag allgemeiner Danksagung; Oswaldus ward zum Schutzheiligen des Landes erhoben, sein Jahrestag zu einem allgemeinen Landesfesttag, der festlich sollte gehalten werden bei einer Strafe von 60 Mark Lüb.[1] Glänzende Geschenke wurden dem Kloster zu Meldorf zu Theil, von einer Größe, die dem Siege angemessen war: ein silbernes Kreuz von zwei Ellen hoch und eine Elle breit auf einem von vier Engeln getragenen Fuße, ein goldener Kelch von ein Pfund Gewicht und ein Missale mit genauer Verzeichnung der Noten. Der Prior und die Mönche gelobten wöchentlich sieben Messen zu halten, vor allen zwei Seelenmessen, eine für die bei Oldenwörden und eine für die in der Hamme Gefallenen; also unblutig war der Kampf auch auf Seiten der Sieger nicht.

Der ganze Krieg ist, abgesehen von dem letzten schrecklichen Unglück, eine fortlaufende Kette holsteinischer Erfolge und eine bittere Anklage der dithmarsischen Militärverhältnisse. Die Holsteiner zeigen, daß sie die schwachen Punkte des dithmarsischen Vertheidigungssystems genau kennen; der Schlüssel ihrer Erfolge liegt in ihrer Gewandtheit, da, wo sie erscheinen, mit so überlegener Kraft aufzutreten, daß Gegenwehr unmöglich ist. Die Größe der Beute zeigt den Reichthum des Landes, der gänzliche Mangel eines Widerstandes die Kraftlosigkeit der Behörden. Ohne Zweifel zogen die Dithmarscher aus diesem Kriege nützliche Lehren und man verdankt ihm wohl theils die Schanzen, welche die Tielenbrücke decken, theils die Landwehr, da wo Graf Albert durchbrach, und wer weiß, ob es in der Hamme, die wir nach Neocorus’ Beschreibung geschildert haben, damals schon so aussah, wie der Chronist erzählt. 1559 zieht Johann Ranzau einigermaßen rathlos hin und her vor den unnahbaren dithmarsischen Verschanzungen.




  1. Sein Bild ziert fortan das Landeswappen neben der Maria.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/308&oldid=- (Version vom 14.6.2018)