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Kleinlitteratur des Beginns der Reformationszeit zu beteiligen. Die Handlung hatte Verlagslager in Wittenberg und Prag. Die Ausdehnung des Verlagsgeschäfts wurde ihr Veranlassung, den Sortimentsbetrieb aufzugeben; das Sortiment wurde 1518 an Gregor Jordan verkauft, der auch der Agent von Pantzschmanns Buchhandel blieb; der eigentliche Geschäftsleiter scheint aber Ludwig Horncken gewesen zu sein. Nach seinem Tode trat bis zum Jahre 1528, anscheinend aber mit längerer zeitweiser Unterbrechung, Wolf Präunlein von Augsburg an seine Stelle. Geschäftliche Mißhelligkeiten, wohl veranlaßt durch Spekulationen des letztern in Zinn, waren Veranlassung, daß die Association, der Gottfried Hittorp noch angehörte, sich 1524 ihrer Verlagsniederlagen in Wittenberg und Prag entledigte. Gregor Jordan übernahm die daselbst liegenden Vorräte für 1300 Gulden auf Terminzahlungen. Die Firma selbst kann noch bis den Anfang der dreißiger Jahre verfolgt werden.

Verhängnisvoll für die Entwickelung des leipziger Buchhandels wurde die Regierung Herzog Georgs. Unter dem Druck dieses strengkatholischen Fürsten ging die Verlagsthätigkeit Leipzigs unabwendbar zurück. Reformatorische Schriften wurden verfolgt, katholische fanden keine Käufer. Um den unausbleiblichen Ungelegenheiten auszuweichen, druckten die Leipziger der reformatorischen Richtung angehörende Schriften auswärts: Melchior Lotter in seiner neuerrichteten Druckerei in Wittenberg, Wolfgang Stöckel in Eilenburg, dieser 1524 unter dem Namen Niclas Albrechts, seines Sohnes Jakob Stöckel und Nickel Widemars. Anfangs suchte der Rat den Buchhändlern möglichst Schutz zu gewähren; später mußte er aber auf die Intentionen Herzog Georgs eingehen und ließ Revisionen der Buchläden vornehmen, die Vorräte durch zwei Geistliche, durch Richter und Schöppen prüfen und Verzeichnisse der anstößig befundenen Bücher nach Dresden gelangen. Die Gewölbe von Bartel Vogel, Moritz Goltz und Christoph Schramm von Wittenberg wurden 1528 bis auf weitere Befehle von Dresden aus geschlossen, der Transport ihrer Vorräte auf die frankfurter Messe wurde ihnen bis dahin untersagt.

Die Folge dieser vom Beginn der antireformatorischen Bestrebungen Herzog Georgs, 1522 bis zu dessen Tode 1539, dauernden Zustände war ein allgemeiner Vermögensverfall der leipziger Buchhändler. Selbst katholische Verleger, wie Valentin Schumann, gingen zurück. Das Entstehen neuer Handlungen stockt und vermindert sich schnell; dagegen wenden

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/087&oldid=- (Version vom 1.8.2018)