Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 03.djvu/013

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ausdrücklich, daß edeldenkende Männer die Kosten des Drucks bestritten hätten. Es liegen hier also offenbar Associationen vor, zu welchen der eine Teil das Geld, der andere die Arbeit gab, während der Ertrag geteilt wurde.

Auch in Florenz finden sich zwar viele Deutsche, indessen hatten schon vor ihrer Niederlassung daselbst die einheimischen Buchdrucker festen Fuß gefaßt. In erster Linie ist dies das Verdienst des Goldschmieds Bernardo Cennini, welcher an Ghiberti’s berühmten Thüren mit gearbeitet hatte. Es schmerzte ihn, daß Italien in der Buchdruckerkunst von Deutschland ganz abhängig sein sollte.[1] Er studierte deshalb genau die Drucke und Manuskripte und ging dann selbst daran, Stempel, Schriften, Pressen u. s. w. herzustellen; indessen kostete ihn diese Arbeit solche Opfer, daß er bald wieder mit dem Druck aufhören mußte. Es dauerte aber nicht lange, bis kunsterfahrene Deutsche nach Florenz kamen, darunter Nikolaus von Breslau, welcher 1477 Bellini’s „Monte Sancto de Dio“ druckte, das erste Werk mit Illustrationen in Metallplatten, da Schweinheims Ptolemäus noch nicht erschienen war. Noch bedeutender ist seine Dante-Ausgabe. Außer Nikolaus ließen sich im Anfang der florentiner Druckerthätigkeit von Deutschen noch Johann Petri aus Mainz und Gerhard aus Haerlem dort nieder.

In Genua führten Mathias von Olmütz und Michael von München 1474 mit der „Summa Pisanella“ gemeinschaftlich die Druckerei ein. Die Schreiber waren jedoch damals in der großen Handelsstadt noch so mächtig, daß ihre Einsprache gegen diese Konkurrenz durchdrang und Mathias sich nach Neapel wandte, wo er von 1475 bis 1490 wirkte.

Es gab gegen Ende des 15. Jahrhunderts kaum eine Stadt in Italien, wohin die deutschen Drucker ihren Weg nicht gefunden und wo sie nicht kürzere oder längere Zeit gearbeitet hätten. Von der Linde vergleicht diese Wanderdrucker sehr richtig mit den heutigen Jahrmarkt-Photographen[2], die mit ihrem Apparat von Ort zu Ort ziehen und so lange bleiben, als sie Arbeit finden. Johann von Köln z. B. arbeitete zuerst 1471 in Venedig, von 1474 bis 1476 in Brescia, von 1478 bis 1485 in Bologna, von 1485 bis 1489 in Siena, von 1489 bis 1491 in Lucca, von 1491 bis 1493 in Nozani und 1493 in Urbino. Nikolaus Petri von Haerlem war 1474 in Vicenza, um 1476 in Padua,


Fußnoten

  1. Lorck, C. B., Handbuch der Geschichte der Buchdruckerkunst. Leipzig 1882. I, 60 u. 61.
  2. van der Linde’s Gutenberg. S. 93.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)