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nach mehr als vierzigjähriger Wanderung den Kampf nicht mehr fortsetzen kann und in hohem Alter vereinsamt stirbt.

Neumeister gilt als ein Gehilfe Gutenbergs. Allerdings hat in neuerer Zeit der Engländer Hessels[1] erwiesen, daß die handschriftliche Notiz am Ende eines von Gotthelf Fischer[2] beschriebenen „Tractatus de Celebratione Missarum“, welche Neumeister als Gehilfen Gutenbergs bezeichnet, eine Fälschung ist. Indessen ist trotzdem, daß der Angabe jede geschichtliche Beglaubigung fehlt, die Annahme durchaus nicht unwahrscheinlich. Neumeister nennt sich nicht immer mit seinem Familiennamen, oft nur Johann den Deutschen (Alemanus) von Mainz, oder nach einem seiner spätern Druckorte in Languedoc, „Johann von Albi“. Nicht lange nach der Einnahme von Mainz zieht er mit andern Landsleuten und Geschäftsgenossen nach Italien, um im Lande der Wissenschaft und Kunst Arbeit und Verdienst zu suchen. Ob er schon mit Schweinheim und Pannartz nach Subiaco gekommen war, oder sich mit Ulrich Hahn in Rom niederließ, ist nicht erwiesen; dagegen taucht Neumeister 1470 urkundlich zuerst in Foligno auf, einer kleinen Stadt in Umbrien. Er hatte hier in Emil Orsini, einem Angehörigen der berühmten Familie gleichen Namens, einen einsichtigen und thätigen Gesellschafter gefunden, der ihm die Mittel für die Einrichtung einer Druckerei lieferte und ihn samt seinen Gehilfen bei sich unterbrachte, um von ihnen „die Kunst der Teutonen“ zu erlernen. Das erste aus dieser Druckerei hervorgegangene Werk war „Leonardi Bruni Aretini Historia Belli adversus Gothos“. Das Schlußwort zu demselben lautet: „Emilianus de Ursinis Fulginas“ (in der Mehrzahl der Exemplare sogar Orsinis Eulginas) „et Johannes Numeister Theutunicus (sic) et ejusdem sotii (sic) impresserunt Fulginei in domo ejusdem Emiliani anno domini Millesimo quadringentesimo septuagesimo feliciter“. Die Socien waren, wie sich aus einem einige Jahre später in Perugia angestrengten Prozeß ergibt, Stephan von Mainz und Johannes Ambracht von ebendaher, zwei tüchtige Setzer und Drucker, und Kraft (Crafto) von Mainz, der die Schriften zu gießen und fertig zu stellen, die Patrizen zu feilen und die Matrizen zu adjustieren hatte. Das zweite von Neumeister in Foligno vollendete Werk, in nur 200 Exemplaren gedruckt, waren „Ciceronis Epistolae ad Familiares“, ein Nachdruck der Schweinheim und Pannartzschen Ausgabe von 1469. Neumeister nennt im Kolophon Orsini den


Fußnoten

  1. Hessels, Gutenberg. Is he the Inventor of Printing? S. 108–113.
  2. Fischer, G., Essai sur les Monumens de la Typographie. S. 79.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/015&oldid=- (Version vom 1.8.2018)