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von solcher Vollkommenheit und Pracht, daß sie heute noch die Bewunderung aller Kenner erregt. Karl von Bourbon starb zwar schon im nächsten Jahre, aber Neumeister fand sofort in Angelo Cattho, Erzbischof und Graf von Vienne in der Dauphiné, einen neuen Gönner, welcher 1489 auf seine Kosten das Breviarium der Vienner Diöcese bei ihm drucken ließ. Fortan behielt Neumeister seinen festen Wohnsitz in Lyon; im Jahre 1495 druckte er für den Bischof Nikolaus Maugras das Missale von Uzès. Aber seine Lage muß schon damals wieder eine sehr ärmliche gewesen sein, denn er nahm nach dem Tode des ihm wohlwollenden Erzbischofs Cattho einen Gesellschafter in der Person des bereits erwähnten Michael Tobiä aus Pyrmont (französisch verunstaltet in Topié, auch Toupier und Touprier), um mit dessen Hilfe neue Typen für den Druck und die Beendigung des Missale zu beschaffen. Dieses verrät in seiner Ausstattung schon eine gewisse Ärmlichkeit der Mittel und steht bedeutend hinter den beiden ihm voraufgehenden Drucken zurück. In der Folge scheint sich Neumeisters äußere Lage immer mehr verschlimmert zu haben. Im Jahre 1498 bemerkt der städtische Steuereinnehmer dem Namen Johann von Albi gegenüber: „Arm“ und zieht keine Steuern von ihm ein; Neumeister muß sogar seine Selbständigkeit aufgeben und als Gehilfe in das Geschäft seines ehemaligen Partners Tobiä eintreten. Im Jahre 1503 wird er im Verzeichnis der Einwohner Lyons zwar wieder als Meister geführt; allein schon im folgenden Jahre kennt ihn die Steuerliste als solchen nicht mehr. Zuletzt erscheint sein Name in einem Verzeichnis von 1507, dann verschwindet jede Spur von ihm. Neumeister muß hochbetagt 1507 oder 1508 gestorben sein.

In der Stadt Lyon waren bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht weniger als 40 Druckereien in Thätigkeit, aus welchen viele hundert Werke hervorgegangen und sogar noch 250 auf die Gegenwart gelangt sind.[1] Anton Koberger in Nürnberg hatte schon in den neunziger Jahren eine Filialbuchhandlung in Lyon errichtet und stellte seinen Neffen Johannes an deren Spitze. Wie in andern großen Druckereien, so ließ er auch in Lyon auf Bestellung drucken: so 1509 bis 1513 drei Werke: bei J. Sacon (2) und J. Clein (1). Seine Nachfolger Johannes und Anton junior folgten 1514 bis 1520 mit 7, resp. 1515 bis 1522 mit 11 Nummern bei den beiden genannten Druckern, sowie bei B. Lescuyer


Fußnoten

  1. de Vinne, Th. L., The Invention of Printing. Newyork 1876. S. 506.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/024&oldid=- (Version vom 1.8.2018)