Bistoli, Benedikt Maregi u. a. Die Kataloge über sein Lager, nebst teilweiser Preisangabe der einzelnen Werke, sind noch erhalten.
Aldus war unter dem mächtigen Eindruck des frischen geistigen Lebens herangewachsen, welches die Ankunft der flüchtigen Griechen in den gelehrten Kreisen seines Vaterlandes hervorgerufen hatte. Es war nicht mehr die junge Morgenröte der ersten Wiedererwachens der Wissenschaften, in der man anfing, die Alten zu studieren und sich der Herrlichkeit der bisher wenig gekannten Schätze zu freuen, nicht mehr die begeisterte Jugendzeit, in der man noch nach allen Seiten hin Gelehrte aussandte, welche bisher noch unbekannte griechische und römische Handschriften an das Licht fördern sollten; es war vielmehr die Zeit der Lese und der Ernte, denn gegen das Ende des 15. Jahrhunderts waren jene Schätze meistens schon gehoben. So viel indessen schon geschehen war, so blieb doch noch viel mehr zu thun übrig. Um namentlich die Größe und Schönheit des klassischen Altertums für alle künftigen Geschlechter zu erhalten und weitern Kreisen zugänglich zu machen, dazu bedurfte es der Herstellung korrekter, kritisch bearbeiteter Ausgaben der Schriftsteller, die bisher nur in leicht zerstörbaren, fehlerhaften Handschriften vorhanden waren. Und gerade hier ist es, wo Aldus einsetzt. Seinem begeisterten Streben ist es hauptsächlich zu danken, daß die Mehrzahl der griechischen Klassiker überhaupt erst den Völkern des Abendlandes zugänglich gemacht wurde. Selbst ein vortrefflicher griechischer Philologe und Kritiker, wußte er am besten zu beurteilen, welche griechischen Gelehrten er als Bearbeiter der Texte, als Korrektoren, Grammatiker, Abschreiber oder auch als Buchbinder beschäftigen sollte. Mit ihrer Hilfe stellte er die schönen Folio-, Quart- und Oktavausgaben her, welche, wenn jetzt auch zum großen Teil veraltet, doch jahrhundertelang die Grundlage für die griechischen Studien gebildet haben, und noch heute zu den tüchtigsten Leistungen der damaligen Buchdruckerkunst zählen. Sein erster Verlagsartikel war 1494 die griechische Grammatik des Konstantin Laskaris (eines nach der Einnahme seiner Vaterstadt nach Italien geflüchteten Konstantinopolitaners); ihr folgten von 1495 bis 1498 der kritisch durchgesehene Aristoteles in fünf Folianten und 1498 Aristophanes. Vor 1495 waren im ganzen nur zehn griechische Bücher in ganz Italien gedruckt worden, darunter 1488 Homer zu Florenz in einer sehr schlechten Ausgabe; fortan aber vermehrten sich die
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)