griechischen Drucke mit jedem Jahr um zahlreiche Bände. Charakteristisch ist es, daß er anfänglich seine enge Verbindung mit den Kreisen der vornehmen Förderer der Wissenschaften nicht verleugnete, in den Äußerlichkeiten seiner Drucke der Vorliebe derselben für Handschriften und deren Ausstattungsweise Rechnung trug. Nur langsam folgte er den Verbesserungen, welche sich in den Druckereien bei jenen Äußerlichkeiten Bahn brachen. Noch 1497 empfahl er dem Leser, das Griechische Lexikon zu paginieren, statt selber die Seitenzahlen zu drucken, und den Wünschen und Bedürfnissen jener reichen Liebhaber wurde er gerecht, indem er öfter eine kleine Anzahl von Exemplaren auf Pergament oder auf feinerm, wohl auch blauem – richtiger blaugrauem – Papier abzog. Letzteres galt zu jener Zeit als besonders schön und vornehm.
Aldus’ Hauptverdienst aber bestand in der Schaffung handlicher und billiger Klassikerausgaben, durch welche er das Studium der alten Litteratur erst in weitern Kreisen ermöglichte und thatsächlich auch verbreitete. Bis zu seiner Zeit überwogen meist die Folianten und Quartanten mit großer gotischer oder Antiqua-Schrift gedruckt. Diese schweren Bände waren nur mit Mühe zu handhaben und konnten selbstredend nicht billig hergestellt werden. Aldus bewirkte eine förmliche Revolution, indem er mit dem neuen Jahrhundert zunächst für die alten Klassiker das bequeme Oktavformat einführte, eine Art von Volksausgaben für jene Zeit schuf, etwa von der Größe der heutigen „Bibliotheca Teubneriana“, und ihnen eine neue und gefällige, kleine, von Francesco Raibolini aus Bologna geschnittene Schrift – die Kursiv (Italique) – gab, für welche Petrarca’s Handschrift das Vorbild geliefert haben soll. Zur Bequemlichkeit der Leser ließ er diese Ausgaben, die in einer Auflage von 1000 und mehr Exemplaren (mille et amplius) abgezogen wurden, mit breitem Rand drucken, damit jene, dem damaligen Gebrauche nach, ihre Bemerkungen darauf machen konnten, ganz ähnlich, wie gleichzeitig die leipziger Artistenfakultät die auf ihre Kosten hergestellten Klassikerausgaben in Folio mit übermäßigem Durchschuß zwischen den Zeilen drucken ließ, damit die Studierenden den von dem docierenden Lehrer mündlich vorgetragenen Kommentar hineinzuschreiben im Stande waren. Der im April des Jahres 1501 erschienene Virgil eröffnete die Reihe jener typographischen Meisterwerke. Daneben druckte Aldus zwar auch noch seine Klassiker in Folio und Quart, aber gerade die Werke der beliebtesten Schriftsteller
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.8.2018)