Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 07.djvu/003

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eindruck. Fesselnder, ergreifender und packender hat kein Deutscher geschrieben. Dabei beherrschte er seine Muttersprache mit solcher Gewalt, daß er sie zur Schriftsprache zu erheben vermochte.

Deutsche Bücher gab es damals verhältnismäßig wenige; höchstens daß ausnahmsweise ein paar Schriften über Kräuter- und populäre Heilkunde, sogenannte Arzneibücher, Laienspiegel, Volksbücher oder satirische Erzählungen und Dichtungen in Straßburg, Augsburg oder Nürnberg für das Volk gedruckt wurden, oder einige humanistische Flugschriften, welche übrigens so ziemlich mit Luthers erstem Auftreten zusammenfallen.

Wenn Ranke in seiner Geschichte der deutschen Reformation nur auf den durch Panzers Vorarbeiten gegebenen Standpunkt der Bibliographie zurückgreifen konnte, und wenn man diesen heutzutage durch neuere Arbeiten um mehr als das Doppelte überholt sieht, so kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß das, was heute gilt und gelten muß, von der nächsten Generation noch wesentlich erweitert und vermehrt werden wird. Bietet die im Jahre 1864 erschienene verdienstvolle Arbeit E. Wellers schon bedeutend mehr als das, was Ranke nach Panzer anzugeben vermochte, so ergibt die 1870 veröffentlichte und von A. Kuczynski vortrefflich katalogisierte Weigelsche Sammlung von etwa 3000 Flugschriften Luthers und seiner Zeitgenossen, daß über ihre Zahl das letzte Wort noch nicht gesprochen werden kann. Obgleich dieser Katalog das ganze 16. Jahrhundert umfaßt, so enthält er für die kurze Zeit von 1518 bis 1523 schon wieder an hundert neue von Panzer und Weller noch nicht gekannte Ausgaben. Das Verhältnis wird am klarsten durch die Vergleichung der Panzerschen Gesamtzahl mit den Ergebnissen der neuern Forschungen veranschaulicht. Der Zeitraum selbst möge auf die von Ranke ausgezogenen Jahre beschränkt bleiben, weil diese die ausschlaggebende Periode für die Entwickelung der reformatorischen Bewegung in sich schließen. Von den innerhalb dieser 11 Jahre gedruckten deutschen Schriften verzeichnet

für das Jahr Panzer ergänzt Weller zusammen also
1513 35 55 90
1514 47 59 106
1515 46 99 145
1516 55 50 105
1517 37 44 81
Gesamtsummen: 220 307 527.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/003&oldid=- (Version vom 1.8.2018)