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datierten öffentlichen Ankündigung, „Leibesblödigkeit halber“, den päpstlichen Protonotar und kaiserlichen Pfalzgrafen Dr. Valentin Leucht, Nachfolger des inzwischen verstorbenen Steinmetz an der Domkirche, und den werthheimschen Rat, Dr. Johann Baptist Eysen. Letzterer trat überhaupt nicht handelnd auf, Vest aber erscheint fortan nicht mehr in den Akten und starb jedenfalls vor 1608. Leucht war bis zu seinem 1618 erfolgten Tode thätig, schritt aber selten ein. So beantragte er erst 1606 bei dem Bürgermeister die Konfiskation eines „Famospatents“ wider die päpstliche Messe und 1607 einiger „Kupferstücke und Famosgedichte“ gegen das Haus Österreich, welche ungestraft in der Buchgasse umgetragen, verkauft und angeschlagen würden. Leucht handelte hier wie in andern Fällen übrigens nicht eigenmächtig, sondern nahm erfolgreich die Hilfe der städtischen Behörde in Anspruch.

Nach einem energischen Anlauf war also bald wieder ein völliger Stillstand eingetreten, wenigstens dem äußern Anschein nach. Im stillen aber scheint doch ein Minieren stattgefunden zu haben, oder es müßte ein Phrasenmachen zur Kaptivierung des kaiserlichen Hofs gewesen sein, wenn bereits im Anfange des 17. Jahrhunderts, z. B. unter dem 8. Oktober 1601, Leucht regelmäßig berichtet, daß die Arbeit der Kommission täglich mehr der christlichen (das will sagen: der katholischen) Religion zur Wohlfahrt und Aufbesserung gereiche. Offen hervor trat allerdings die Thätigkeit derselben nur in der Einsammlung der bewußten Freiexemplare, betreffs welcher die Kommissare fast von Messe zu Messe in ihren Berichten wiederholen, daß die Buchhändler sich der Ablieferung derselben nach Möglichkeit zu entziehen suchten; so noch am 24. Mai 1610. Das, was davon zusammengebracht werden konnte, wurde in größern Sendungen durch Vermittelung von Buchhändlern an den kaiserlichen Hof eingeschickt. In der Herbstmesse 1608 geschah dies z. B. durch Theodosius Rihel von Straßburg; „Diese ferner geschriebenen Bücher seind Hans München, dem Fuhrmann, in einem Faß nacher Prag zu führen und dem Herrn Vice-Cancellario, Herrn Leopoldo von Stralendorff zu liffern mitgegeben und das Fuhrlohn dafür außgericht worden“, heißt es in den wiener Akten. Später trat Christoph von der Heyden an seine Stelle.

Die regelmäßigen Büchervisitationen hatten schon ein volles Vierteljahrhundert lang aufgehört, als der Kaiser endlich wieder einmal „dem

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 619. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/012&oldid=- (Version vom 1.8.2018)