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stöberte in der Cammer herumb, fand die Exemplaria, sagte wer nun Jemand hätte der sie weg trüge; sie mußten confiscirt seyn. Wenn ich wollte einen Schein darüber haben, daß sie mir wären abgenommen worden, so sollte ich zu dem Herrn Commissario gehen, würde solchen sobalden bekommen. Hat darauff all die Exemplaria auf seinen Arm gefaßt und ist mit darvon gegangen. Des Riese Diener von Leipzig und die allhiesigen Schönwetterschen Diener haben das Fluchen von Herrn Dr. v. Hörnigk auch gehört.“

Als der Rat aber Hörnigk mit Beschlagnahme seiner in Frankfurt stehenden Kapitalien drohte, gab letzterer schon am 22. September klein bei. Nach einem kurzen Scheingefechte lieferte er die mitgenommenen Bücher in der Kanzlei ab. Noch am Mittag wollte er dies nur unter der Bedingung thun, daß der Jenaer Buchführer und sein Diener wegen zu groben Ärgernisses mit ein paar Tagen Gefängnis abgestraft würden, erklärte auch nichts dagegen einwenden zu wollen, wenn der würzburger Buchdrucker wegen des „Kohlschwarzen Lutherthum“ auch in Strafe genommen werde, vorausgesetzt, daß der Rat dies auf seine eigene Verantwortlichkeit hin verfüge, wozu letzterer jedoch keine Veranlassung zu haben erklärte. Aber die Furcht vor dem Verluste seiner Kapitalien und die ganz ungewohnte Energie des Rates wirkten so kräftig auf Hörnigk, daß er, ohne nur eine Antwort abzuwarten, schon am Abend desselben Tages die bei Neuenhahn weggenommenen Bücher einsandte. Er bedauere, erklärte er, daß der Rat sich über ihn alteriert habe und von ihm einen Eingriff in seine Rechte befürchte; das sei niemals seine Absicht gewesen. Er habe nur noch wenige Jahre zu leben und wolle sich gegen den Rat also verhalten, daß derselbe keine Ursache haben solle, sich über ihn zu beschweren. An demselben Tage noch lud der Rat sämtliche in Frankfurt anwesende Buchhändler vor sich, teilte ihnen das eigenmächtige Verfahren Hörnigks mit und forderte sie auf, demselben keinen Gehorsam mehr zu leisten, falls er nochmals so handeln sollte. Unter den 29 erschienenen Firmen waren vertreten: A. Janson, Joh. Blaeuw und Elsevier aus Amsterdam, Joh. Anton Kinck, Michael Demen, Jodocus Kalcovius, Peter Metternich und Wilhelm Frissemius aus Köln, Friedr. Spoor und die Eberhard Zetznerschen Erben aus Straßburg, Samuel Chouet aus Genf, Johann Görlin aus Ulm und Johann Ludwig Neuenhahn aus Jena.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/062&oldid=- (Version vom 1.8.2018)