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Gottfried August Bürger: Gedichte |
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vor mir liegen gehabt und Zeile bei Zeile verdolmetschet hätte. Oefters hatte ich das fremde Gedicht vor Jahren gelesen; sein Inhalt war meinem Gedächtnisse gegenwärtig geblieben; diesen stelte ich teutsch dar, und gab ihm Bildung und Farbe aus eignem Vermögen. Wer von dem Verhältnis dieser meiner teutschen Umbildungen zu den Originalen sich einen Begrif machen wil, und etwa die wenigen englischen und französischen Stücke nicht bei der Hand hat, der vergleiche nur meine Nachtfeier der Venus mit dem lateinischen Pervigilium Veneris; oder noch näher, mein Zechlied mit seinem der Rarität und Schnurrigkeit wegen vorangesezten Originale. So viel ich hier ohngefähr dem Lateiner schuldig bin, so viel, oder nicht vielmehr, bin ich anderwärts dem Britten und Franzosen schuldig geworden. Indessen wil ich doch, um die Litteratoren der undankbaren Mühe des Nachspürens zu überheben, alles, was
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)