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„Ja, sogar mit Bestimmtheit. – Freilich lauerten neben der Hoffnung auch allerlei Zweifel,“ fügte er mit seiner weichen, einschmeichelnden Stimme, die trotz ihrer Modulationsfähigkeit so gut die wahren Gefühle zu verbergen wußte, hinzu. „In meinem Leben gibt es ein Geheimnis, das mir das Emporsteigen in meinem Beruf erschwert.“

Sie nickte fast unabsichtlich, wobei ihre Mienen deutlich einen Ausdruck von Teilnahme zeigten.

Das entging ihm nicht. – „Sie wissen, gnädiges Fräulein?“ fragte er hastig.

„Seit heute.“

„Und sind trotzdem gekommen?“

„Wie taxieren Sie mich ein?! Meinen Sie, ich wäre so kleinlich, Sie jetzt mit anderen Augen anzusehen als bisher? Für die Vergangenheit sind Sie nicht verantwortlich.“

„Allerdings nicht. Und doch habe ich die Überzeugung, daß gerade meine Vergangenheit es ist, die mir auch jetzt bei der Neubesetzung der Prokuristenstelle hinderlich war. Die meisten Menschen können sich von gewissen Vorurteilen nur schwer freimachen. Und zu diesen Vorurteilen gehört auch, daß man dem Kinde nicht volles Vertrauen schenken zu können glaubt, weil der Vater hochfliegende Pläne mit unrechten Mitteln zu verwirklichen suchte.“

Des jungen Kassierers Stimme sprach auch diese Sätze ohne jede Bitterkeit hin. Nur seine großen, grauen Augen waren jetzt vor innerer Erregung wie verschleiert.

Wieder schaute Margot Bellersen mit einer gewissen Bewunderung in dieses Gesicht mit den scharf markierten Zügen, das, wenn die allzu starke Nase nicht gewesen wäre, so sehr den Köpfen der altrömischen Heerführer geglichen hätte, wie das junge Mädchen

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)