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ihm aber einmal, da er von seiner Kunst ganz bezaubert gewesen, die Kleider versteckt, daß er im kalten Winter halb nackend hätte nach Hause gehen müssen, und über diesen Spaß seine künstlichen Finger erfrohren hätte. Einmal da sich ein Virtuos in hiesiger Gegend einfand, habe ich es mit meinen Augen gesehen, daß er seine Perucke an die Erde warf, die Halskrause abriß, den Rock auszog und die Weste aufknöpfte, wenn er ein Stück spielte, das sich besonders ausnehmen sollte. Hierauf ging er in Stube auf und nieder, trat seine Perucke und Kleider mit Füßen, und konnte es durchaus nicht vertragen, wenn sie jemand aus dem Wege räumen wollte. Es ist gewiß, daß jedermann, der kein Virtuos ist, für unsinnig würde gehalten werden, wenn er solche Virtuosenstreiche machen wollte, ohne einer zu seyn, aber bei diesen gehört es mit zu ihrem Wesen, daß sie dann und wann etwas seltsames von sich blicken lassen, und man muß es mehr unter ihre Tugenden als Fehler rechnen, große und berühmte

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)