Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 521.jpg

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der sich im Walde blicken ließ. Der Mann und die dumme Frau lebten vergnügt und ohne Sorgen bis an ihren Tod.

Wir unterscheiden folgende Narrenstreiche der Frau: A. Sie spickt den Kohl auf dem Felde mit Fleisch. – B. Sie läßt das Bier auslaufen und trocknets mit Mehl auf (oben S. 316 zu nr. 32). – C¹. Sie gibt die für Gicklinge oder Kürbiskerne gehaltenen Goldstücke für Geschirr oder den Speck für den langen Winter (R. Köhler 1, 341) weg. – D. Sie streicht die Löcher im Weg mit Butter aus. – E. Sie schickt einen Käse aus, den andern zu holen[1]. – F. Sie schleppt die Haustür fort, läßt sie vom Baum auf die Räuber herabfallen und gewinnt deren Geld. – G. Sie zerschneidet ihr Kleid und wird an sich selbst irre (vgl. oben S. 335 zu nr. 34). – H. Sie erschreckt den lahmen Pfarrer und seinen Träger (s. Wickram, Werke 3, 378 zu nr. 56. Chauvin 8, 107).

Deutsch aus Tirol bei Zingerle 1 ², 63 nr. 14 ‘Bauer und Bäurin’ (A C²; vgl. nr. 104 ‘Die klugen Leute’) und 2, 185 ‘Der Fürpaß’ (C²). Aus Siebenbürgen bei Haltrich ⁴ nr. 65 ‘Die törichte Liese’ (A B C¹ F). Aus dem Böhmerwalde bei Blümml, Beiträge zur deutschen Volksdichtung 1908 S. 134 und 135 ‘Der Vürepost’ (C² F). Aus Schwaben bei Meier S. 303 zu nr. 20[WS 1] (C². Der lange Frühling). Aus Hessen bei Hoffmeister S. 53 ‘Friederchen und Katherlieschen’ (C¹˙² F); Kehrein S. 97 ‘Der lange Lenz’ (C²). Giebelhausen, Der lange Winter bei Firmenich 3, 295 (C²). Schlesisch in der Weimarer Zeitung Deutschland 1877, 5. Febr. (C²). Luxemburgisch bei Gredt nr. 1214 ‘Der lange Brochmond’ (C²). Aus München-Gladbach bei Firmenich 3, 510 ‘Jan on Griet’ (B A D C¹ F) = Gläbäcker Letscher 1877 S. 95 = Merkens 1, 201. 2, 198. Pröhle, KVM. nr. 50 ‘Vom langen Winter’ (C²). Aus Holstein bei Firmenich 3, 476 ‘Hans sien


  1. So stellt der einfältige Bursch in Montanus Gartengesellschaft c. 4 (Schwankbücher 1899 S. 591) den dreifüßigen Topf, den er gekauft, hin und heißt ihn nach Hause laufen. Bei Riese, Anthologia latina 2, XLIV gebietet ein Betrunkener dem dreifüßigen Weinkruge, den er trägt, zu gehen und zerschlägt ihn im Zorne. Vgl. die Nachweise von Wesselski, Nasreddin 1, 272 nr. 281. Clouston, Noodles p. 36. Stapleton, Gotham 1910 p. 11 nr. 5. Cosquin 2, 178. Sébillot, Lit. orale p. 96 = Blümml S. 50. Revue des trad. pop. 11, 460 nr. 8. Afanasjev ³ 2, 363 nr. 224 (Tisch); ähnlich Chudjakov 2, 114, Manžura S. 79, Čubinskij 2, 494. Jastrebov S. 242 (Frau zerschlägt die Töpfe mit Speise, weil sie nicht zum Mann aufs Feld gehen).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 30
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_521.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)