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Russenmütze. Sonst aber kein Unterschied. Nicht der mindeste. Auf deutschen Einzelgräbern steht der Name; die Ruhestätte ist photographiert und den Angehörigen im Bilde gesandt. Wo die Verluste sich häuften, sind Ehrenfriedhöfe eingerichtet. Eine besondere Behörde regelt die Gräberpflege.

Zu Bialowies wohnten wir in des Zaren Jagdschloß. Ein Einstöcker mit viel Dachgegiebel, am Ende der gestreckten Front gleich einem Flügelmann der runde Bergfried mit moskowitischem Doppelaar. Innen mit Ahorn getäfelt, den jugendstilige Brandmalereien rankend verunzieren. Drüber Freskokitsch eines wildgewordenen Böckliners; Waldseenymphen, Faunen, Kentaurenjagden.

Die Deutschen fanden dieses Schloß völlig ausgeräumt, kein Möbelstück war geblieben. Teppiche, Vorhänge, Gobelins, Ölgemälde, alles gründlich „gerettet“. Es fragt sich bloß, ob für den Zaren oder irgendwen sonst zu deutschen Lasten. Aber mehr noch. Der Abschied war augenfällig auf Nimmerwiederschauen gedacht. Denn sogar das schöne, schmiedeeiserne Kunstwerk des Treppengeländers ist beinig geworden.

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)