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Die Majolikakamine waren zerschlagen, die Leitungsröhren zerhackt. Es hat Wochen gedauert, ehe die Räume wieder bewohnbar wurden. Heute stehen andere Möbel drin, so gut wie die Umgebung sie lieferte. Aber in jedem Raume hängt nach deutscher Dienststubenweise eine säuberliche Ausstattungstafel mit dem Gerätebestand bis zum Nachttopf hinunter.

Von allen besuchten Städten hat Wilna am wenigsten gelitten. Kasernen, Lazarette und öffentliche Gebäude waren jedoch gleichfalls bis auf die nackten Wände geleert. Dafür hatte man sie in der unsagbarsten Weise verschmutzt und verstänkert. Im Erdgeschoß des Stadthauses lag der Pferdedung dreiviertel Meter hoch. Im ersten Stock, für den die Rosse versagten, hatten ihre Reiter das tierische Geschäft übernommen. Heute sind die Räume blitzsauber; einzig der satte Kalk- und Entseuchungsgeruch erinnert an die vorgefundene Schweinerei.

Wilna war als offene Stadt kampflos preisgegeben. Aber frage nur herum; es gibt trotzdem Einwohner genug, denen die Kriegserlebnisse schwer auf der Seele wuchten. Zum Beispiel den evangelischen Pfarrer. Er hat drei

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)