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zählte vor Kriegsausbruch eine runde Viertelmillion Einwohner. Davon waren die Russen entflohen, und alles, was Schmutz am Stiefel oder das Herz in regelwidriger Tieflage hatte. Viele waren auch wie Schafherden mit der Kosakenpeitsche fortgetrieben worden. Dafür hatte sich jedoch einhalbhunderttausend Flüchtlinge von anderswoher eingestellt. Lumpenhösler ohne eine Kopeke in der Tasche. Sie alle mußten unter ein Regendach und täglich mit einem warmen Topf in sättigendes Gegenüber gebracht werden. Dazu das vielköpfige Bettler- und Lungertum der Stadt. Vorhandene Nahrungsbestände hatte die russische Besatzung verbraucht, verquast, zuletzt gewissenlos vernichtet. Überall hohläugiger Hunger und völlige Auflösung.

Zunächst einmal taten sich unsere Heeresmagazine aushelfend auf. Später erstand ein Orts-Batocki in der Person des Oberbürgermeisters von Memel. Die unzulänglichen Schlachthöfe wurden erweitert und namentlich gesäubert. Gendarmen haben die Fleischbeschau übernommen. Städtische Backhäuser sind errichtet. Binnen zwei Monaten war die Brotkarte eingeführt, der

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)