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schwermütiger Art – die berühmten Dainos, von denen schon Herder so viel hielt – zu würzen. Das klang ganz eigen.

Als wir einrückten, herrschten Seuchen und Volkskrankheiten, Cholera, Ruhr, Fleckfieber. Wie dagegen ankommen? Kein Meldewesen vorhanden; die Russen hatten vielmehr grundsätzlich verheimlicht. Wilna hatte früher 200 Ärzte. Davon waren aber nur noch 50 da. Auch diese dürftig vorgebildet und ohne Verständnis für Hygiene.

Unser Militärsanitätswesen griff rüstig durch. Kreisärzte wurden eingesetzt; Krankenschwestern und Entseucher in laufenden Kursen ausgebildet. Wir fanden in Litauen zwei Krankenhäuser vor; heute sind es 21. Ungerechnet die Anstalten für Sondersieche, wie die sehr nötigen Dirnenheime.

Großzügig setzte die Schutzimpfung ein. Sind doch allein 410000 Gaben Pockenlymphe verbraucht worden. Dem Fleckfieber geht man namentlich durch die Entlausungsanstalten zu Leibe. Als Ansteckungsträger sind nämlich die auch sonst völlig tugendlosen Pediculidae einwandfrei entlarvt. Die Familien ganzer Stadtviertel stehen unter vierwöchentlicher Zwangsentlausung.

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)