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Stammesstolz und Abscheu gegen Überläufertum wachzuhalten.

Nach Kriegsausbruch mußten Mann und Frau auf der Straße stumm nebeneinander hergehen. Deutsches Gespräch war ja streng verpönt; Russisch konnte der weibliche Teil nicht; Französisch oder Englisch jedoch hätte jeder horchende Schutzmann rundweg für Deutsch erklärt.

Unsagbares haben die Balten heldenmütig getragen. Die lutherischen Pastoren wurden verschickt; die alten ehrenfesten Richter wichen russischen, die Recht und Unrecht nach der Handsalbe bemaßen. Als aber in den Schulen die russische Staatssprache eingeführt wurde, gründete die Ritterschaft sofort deutsche Privatanstalten und trug ohne Murren deren schwere Kostenlast für ihr geliebtes Volkstum.

Nicht minder hatten ihre Söhne die Ohren steif zu halten. Hier die deutsche Gymnasialausbildung und daneben noch die stark abweichende russische um der Berechtigungen willen. Auch sie bestanden die schwere Probe mit Stolz und Ehren.

Viele Adelssitze sind jetzt verwaist. Gar mancher Medem, Reutern, Osten-Sacken, Rahden

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/94&oldid=- (Version vom 6.1.2021)