Seite:HartmannObOst.pdf/96

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kurz vor der Räumung Mitaus hat noch der General Potagow auf dem Marktplatz ein Hoch auf die „herrliche lettische Nation“ ausgebracht, die nicht ruhen werde, bis der letzte Deutsche niedergeschlagen sei. Er selbst hatte es zu eilig mit der eigenen Sicherheit, als daß er sich ans Vernichtungswerk machen konnte. Wie aber wäre es gekommen, wenn unsere Truppen ihm mehr Zeit gelassen hätten?

Den Mitauer Bankdirektoren wurde zuletzt befohlen, alle Depositen nach Riga zu schaffen. Sie sorgten bei Nacht und Dunkel, daß die Einleger ihre Guthaben abhoben und anderen Morgens war nichts mehr einzuliefern.

Als die Deutschen einrückten, sanken allenthalben die vorschriftsmäßigen russischen Firmenschilder. Aber siehe da: hinter ihnen tauchten die alten deutschen aus milderer Zeit wieder auf. Die Geschäftsinhaber hatten sie einst nicht entfernt, nur überkleidet. Nie hatten sie verzweifelt, daß dem moskowitischen Winter doch noch ein deutscher Frühling folgen werde. Und er kam.

Empfohlene Zitierweise:
Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)