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XI. Schlüsse
Hannover, den 3. Dezember.

Von Bialystok aus haben wir die kleine deutsche Weberkolonie Suprasl an dem gleichnamigen Nebenflüßchen des Narew besucht. Sie ist jetzt ungefähr hundert Jahre alt. Man sagt, sächsische Soldaten hätten sie gegründet, die bei dem verderblichen Winterrückzug Napoleons dort hängen blieben. Sie fanden besseres Brot als in der Heimat und ließen daher die Frauen nachkommen. Rechtschaffen haben sie ihr Volks- und ihr Luthertum auf Kind und Kindeskind fortgeerbt. Zu innerem Halt, aber äußerem Nachteil. Denn die Männer sind jetzt sämtlich verschleppt. Man erzählte mir, sie hätten ihren Marsch ins Elend angetreten unter dem starkgeistigen Gesang des „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Die bekümmerten Frauen aber haben uns freudig empfangen. An ihren reinlichen Häuschen wehten deutsche Fähnchen. Vor der Schule waren die Kinder aufgestellt. Der feldgraue

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)