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entgegenbrausien. Dort ein armes, vereinzeltes Weberdörfchen, hier ein hochgemuter Volksstamm, reich an den Gütern des Besitzes und der Bildung. Aber beide darin bewährt, daß sie auf der Grenzwacht in zähem Widerstand deutsche Zunge wie deutsche Sitte rein und lauter erhielten. Von beiden klingt uns der gleiche Ruf entgegen: „Laß uns nicht zerrieben werden zwischen den kreisenden Mühlsteinen dieses Völkerkrieges. Gebt uns, die wir bisher nur ein deutsches Heim besessen, endlich, endlich auch ein deutsches Vaterland?“

Es ist nicht so, wie es 1870 im Elsaß war. Beweglich mußte damals Berthold Auerbach klagen:

„Dort drüben überm Rheine,
Da wohnt ein Bruder mein.
Wie tut’ das Herz mir pressen.
Er hat es schier vergessen,
Was wir einander sein.“

Nein, ganz anders ist’s; ganz anders. Mit offenen Armen hat man uns in Kurland empfangen. In Mitau sagte uns ein einheimischer Begrüßungsredner: „Alle Brücken haben wir hinter uns abgebrochen. Ein Zurück gibt es nicht mehr. Verlaßt Ihr uns. dann müssen wir

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)