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eines Schülers vereinnahmte; die Hilfsleistung des letzteren bestand wahrscheinlich im Aufzeichnen der geleisteten Zahlungen. Uebrigens verwendete man auch in Neudresden die Schüler zu diesem Geschäfte und zwar hier schon im 15. Jahrhunderte.

Anfangs hatte die Neustädter Schule nur einen Lehrer, der sich kurzweg Schulmeister oder auch Ludimoderator nannte, welchen Titel auch die ältesten Rectoren der Kreuz- und der Annenschule führten; da sich aber die Amtsgeschäfte bald vermehrten, namentlich seit Einführung der Reformation, die auf die Einrichtung der Schule sicher nicht ohne Einfluß blieb, mußte noch ein zweiter Lehrer angenommen werden, der wegen seiner Wirksamkeit beim Kirchenchore Cantor hieß und dessen bereits 1543 Erwähnung geschieht. Auf dem im vorhergegangenen Jahre zu Leipzig abgehaltenen Landtage hatte man bestimmt, die Einkünfte der aufgehobenen Klöster zum Besten der Kirchen und Schulen zu verwenden. Mit Beziehung darauf ordnete Kurfürst Moritz 1543 an, daß dem Schulmeister zu Altdresden aus den Einkünften des ehemaligen Augustinerklosters 50 und dem Cantor 30 Fl. gegeben werden sollten.[1] Wahrscheinlich nicht lange nach dieser Zeit erhielt die Anstalt einen dritten Lehrer, den man Tertius oder Bacularius nannte und welcher bei der 1555 hier abgehaltenen Visitation mit aufgeführt wird.

Wer der erste Ludimoderator gewesen, ist nicht zu sagen; erst 1556 findet sich außer dem schon erwähnten Leupold wieder einer verzeichnet, nämlich Joachim Cranichfeld, den man als Schüler aus Freiberg berief. Man muß sich zwar wundern, daß man einen jungen Mann, der seine Studien noch nicht einmal abgeschlossen, für geeignet hielt, einer Schule als erster Lehrer vorzustehen, aber damals war dies eben um so eher möglich, als man Männer von mangelhafter wissenschaftlicher Bildung selbst mit Predigerstellen betraute. Wenigstens sagte der Superintendent Daniel Greser (1542–91) bei Gelegenheit der 1574 hier stattfindenden Visitation von den hiesigen Geistlichen: „Er wisse unter ihnen keine, so Flacianische oder Calvinische Opiniones hätten, ohne ihrer drei, . . . doch wisse er, daß gemeiniglich die Pastoren, so aus Glöcknern Pfarrherrn worden, zwar ungelehrt, doch fromm wären und den Katechismum


  1. Hasche, Urkundenbuch. 238. Urkunde, S. 464.