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Winter, wie wir uns durch den Augenschein überzeugt haben, selbst an sonnenhellen Tagen immer ein derartiges Halbdunkel herrscht, daß die von den Fenstern am weitesten entfernt sitzenden Schüler nie deutlich zu sehen vermögen, weshalb denn auch in diesen Räumen, wenn in der kalten Jahreszeit das Wetter trübe ist, von früh 8 bis Abends 5 Uhr die Gasflammen ununterbrochen brennen müssen. Auch der Zeichensaal und einige Eckzimmer können hierbei insofern nicht unerwähnt bleiben, als die Schüler in diesen Localen unter dem Einflusse eines den Augen nachtheiligen, weil von verschiedenen Seiten einströmenden Lichtes zu leiden haben.

Was den Mangel an reiner Luft betrifft, so muß hier darauf hingewiesen werden, daß derselbe in dem Fehlen einer geeigneten und ausreichenden Ventilationsvorrichtung seinen Grund hat. Um die unreine Atmosphäre, die sich durch ihren üblen Geruch bemerkbar macht und die Gänge des Schulhauses erfüllt, wenigstens einigermaßen zu beseitigen, hat man neuerdings seine Zuflucht zu einer fortgesetzten Desinfection der Corridore genommen.

Noch weit fühlbarer als der eben angeführte Uebelstand macht sich der Mangel an Raum geltend. Es mußten nicht nur in Folge der jetzt völlig ungenügenden Größe der Aula die durch die Schulgesetze für Montag und Sonnabend gebotenen gemeinschaftlichen Morgenandachten der Schüler schon seit einigen Jahren selbst Montags in Wegfall kommen, sondern es kann auch des eben erwähnten Uebelstandes wegen bei Schulfeierlichkeiten sich immer nur eine beschränkte Zahl, bei der Entlassung der Abiturienten aber außer den Sängern gar kein Schüler betheiligen, weil in dem letzteren Falle die Aula gerade nur für das Publikum ausreicht. Da es an einem Zimmer für die Bibliothek fehlt, hat man die 4 großen, die Bücher enthaltenden Schränke an verschiedenen Orten des in der 2. Etage befindlichen Corridors aufstellen müssen. Ein Lehrzimmer für den physikalischen und naturwissenschaftlichen Unterricht, so wünschenswerth dasselbe auch ist, hat sich wegen Raum-Mangel leider nicht einrichten lassen, und für den Unterricht in der Chemie konnte auch nur dadurch ein Local gewonnen werden, daß man ein solches vom 1. Januar 1873 an in dem an die Realschule anstoßenden geistlichen Hause für den Preis von 150 Thlr. ermiethete.[1]


  1. Osterprogramm der Neustädter Schule 1873. S. 58.