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wir seinen eigenhändigen Einzeichnungen in die Bücher, die er während dieser Zeit erworben hat und die zugleich mit anderen, später von ihm erworbenen noch heute nach ihrem wesentlichen Bestande nachweisbar sind,[1] – eine Thatsache, deren kulturgeschichtlicher Wert wohl kaum besonderer Hervorhebung bedarf.


  1. Kunde davon gab zuerst Chr. G. Wilisch in seinen Arcana bibliothecae Annaebergensis, Lips. 1730, S. 4. f. 17. 308. Einen Teil seiner Angaben, zugleich mit einigen Ergänzungen, welche ihm der damalige Annaberger Rektor M. Ad. Dan. Richter übermittelt hatte, hat Schöttgen a. a. O. § 3 u. 4 (S. 301-03) benutzt. Beide übersahen freilich, daß gerade eine vollständige Mitteilung der betreffenden Büchertitel besonders erwünscht gewesen sein würde. Die von Wilisch beschriebene Sammlung bildet gegenwärtig nach ihrem weitaus größten Teile die Kirchenbibliothek zu Annaberg, und dieser letzteren gehören die unten verzeichneten Bände ausschließlich an. Im J. 1777 sind 26 Bände (mit 62 Titeln, laut den Verzeichnissen in dem alsbald zu erwähnenden Annaberger Katalogband und in den Bibliothekakten Vol. 2c, B. 95 f., vergl. 54 ff., der hiesigen Kgl. öffentlichen Bibliothek) an die damalige Kurfürstliche Bibliothek zu Dresden verkauft worden. Diese sind allerdings, soweit sie Miscellanbände waren, damals in ihre Bestandteile zerlegt und mit ganz wenigen Ausnahmen neu gebunden worden, wodurch etwaige Einschriften ihrer ersten Besitzer – und Götz schrieb z. B. seinen Namen regelmäßig auf die Innenseite des vorderen Einbanddeckels – verloren gegangen sind; manche sind wohl auch als Dubletten in Abgang gekommen. Somit gelang es hier in Dresden nicht, noch weitere unbedingt sichere Bestandteile von Götz’ Bibliothek aufzufinden; doch kann nach allen Voraussetzungen der etwaige Verlust für uns auch nur ein höchst unbedeutender sein. Den weiter unten folgenden Titelanführungen ist in [] allemal die gegenwärtige Annaberger Signatur vorgesetzt. Für freundlichst gewährte Unterstützung bei den betreffenden Feststellungen bin ich Herrn Geh. Hofrat und Oberbibliothekar Dr. E. Förstemann hier und Herrn Superintendent Dr. Schmidt in Annaberg zu vielem Dank verpflichtet. Auf Götz’ Leipziger Studienzeit wiesen hin zwei Einzeichnungen in einer Sammelhandschrift (Wilisch S. 17, Nr. VI), als deren Inhalt angegeben wird: Horatii epistolae, Tibullus, Virgilii bucolica, Ovidius de remedio amoris, fabulae Aesopi carm., Ciceronis orationes, Ciceronis rhetorica. Diese Handschrift, die allerdings gewiß keinerlei wissenschaftlichen Wert besessen hat, aber in ihrer Zusammenstellung und durch die bezeugte Art ihrer Benutzung immerhin interessant wird, ist jetzt leider nicht mehr vorhanden; vielleicht ist sie einen ähnlichen Weg gegangen, wie die bei Wilisch unter Nr. VII bezeichnete, die laut einem Eintrag M. Tr. Fr. Benedicts vom 2. Juni 1814 in den von M. Klingeisen im J. 1560 angelegten, jetzt mit A 20 signierten Katalogband zuletzt an Wernsdorf in Helmstädt verliehen gewesen und seitdem verschollen ist. In dieselbe ist unter dem Tibull eingeschrieben gewesen: „Anno domini 1483 in die Francisci M. Jo. Tinckelspuel decretorum doctor, orator et poeta excellentissimus, finiit suo. . hune librum, quem ego Ludouicus Goz de Werde – (l. Werdis?) – art. mgr. ab eodem propria in persona audiui et collegi Lipczk“ (so nach Wilischs eigner Niederschrift in dem von ihm angelegten Katalog; im Druck hat er einiges geändert); unter Horaz' Episteln: „1483 collectus a magistro Johanne Tinckelspûel doctor (so!) sacrorum canonum ac poeta et oratore famosissimo Lipzick.“ Die Bücher, die ihn als Dresdner Schulmeister bezeichnen, sind: 1. [D 197] Der dritte Teil der Summa theologiae des Thomas von Aquino, starke Papierhdschr. des 15. Jahrh. in Folio, Prgmtholzbd., etwas defekt, letzte Blätter lose einliegend; Einschrift: „3 a pars Beati thome. Magistri Loduici Götczen rectoris scolarium in Dreßden anno dni. Mcccclxxxv.“ – 2. [B 2] Die 1480 bei A. Koberger in Nürnberg gedruckte Ausgabe der Vulgata cum canonibus evangelistarumque concordantiis (= Hain 3076); Groß-Folio, Prgmtholzbd.; Einschrift „Biblia magistri Ludowici Gotz de Werdis rectoris scolarium in Dreßden 1485“ (Schöttgens Vermutung, daß so zu lesen sei, und nicht 1482, wie ihm Richter mitgeteilt hatte, war vollständig berechtigt); weiter unten findet sich außer einigen für uns gleichgültigen Bemerkungen die bei Schöttgen a. a. O. S. 302 f. mitgeteilte Einzeichnung über die im J. 1496 in Leipzig durch Herzog Georg erfolgte Verleihung des Altars Petri und Pauli in der Dresdner Kreuzkapelle an Götz – „mihi Ludowico Gotz Werdensi“; – stuba acialis, was Schöttgen nicht zu deuten wußte, bedeutet „Eckstube“. – 3. [D 30] Bartholomaeus Anglicus de proprietatibus rerum, Nurenberge, p. Anthon. Koburger, 1483 (= Hain 2505); Fol., Holzbd.,; Einschrift: Anno domini m cccc lxxxv dominica post nativitatis Mariae – (= 11. Septbr.) – obiit venerabilis magister Nicolaus de Awerbach, qui librum presentem michi Lodowico Gotz de Werdis testaverat. Tunc temporis prefatus magister predicator erat Dreßden et ego rector scolarium.“ – 4. [B 69] Die Concordantiae bibliorum (maiores) des Conradus de Alemannia, Spiris, p. P. Drach, 1485 (= Hain 5631); Groß-Folio, Bergmtholzbd., Einschrift: <„tt>Liber magistri Lodwici Götzen de Werdis rectoris scolarium in Dreßdenn anno 1487“; weiter unten ist die schon von Schöttgen erwähnte ortsgeschichtliche Notiz nachgetragen: „Anno domini 1491 ipso die Viti mane igne consumta est capella sancte crucis in Dresden nee non parochia cum omnibus alijs domibus presbiterorum circumcirca iacentibus ac dimidietas civitatis.“ Erwähnt sei noch, daß durch doppelt falsche Beziehung eines von Schöttgen gebrauchten Ausdrucks bei einem Teil seiner Nachschreiber aus diesem Buch eine von Götz besorgte Bibel-Ausgabe (!) geworden ist. Von der Einschrift, welche Schöttgen § 4 a. E. bespricht, habe ich nirgends etwas gefunden. – 5. [K 21] (Gratiani) Codex decretorum una cum apparatu Bartholomei Brixiensis, Argentinae, p. J. Grüninger, 1484 (= Hain 7901); Groß-Fol., Prgmtholzbd.; Einschrift: „Decretum magistri Ludowici Gotz de Werdis rectoris scolarium in Dreßden. 1488.“ – 6. [C. 5] Aurelii Augustini opuscula plurima, Argentinae, p. M. Flach, 1489 (= Hain 1948); Fol., Prgmtholzbd.; Einschrift: „Liber magistri Ludowici Götzen de Werdis rectoris scolarium in Dreßden.“ Das Verzeichnis der weiterhin erworbenen Bücher sei in den 2. Anhang verwiesen. Beide Gruppen sind fast ausnahmslos mit mehr oder weniger zahlreichen handschriftlichen Bemerkungen versehen, welche von ihrer Durcharbeitung Zeugnis ablegen. – Ob Götz’ Geburtsort Werdau bei Zwickau, Werda im Vogtlande oder sonst einer der gleichnamigen Orte war, wird sich kaum feststellen lassen.