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Christian verwaltete.[1] Steht somit der Schreiber allerdings nicht auf der Bildungshöhe eines rechten Historikers, so giebt er doch aus seinem Leben so viel anziehende Einzelheiten und trägt sie mit so gemütlichem Tone vor, daß die kleine Chronik, namentlich bei der Seltenheit derartiger in Dresden entstandener Aufzeichnungen aus jener Zeit, nicht ohne einiges Interesse sein dürfte.




Im Nahmen der heiligen Dreifaltigkeitt Gottes des Vaters, Sons und heiligen Geists fange ich Michael Brunner mein Leben an zu beschreiben, damit sich meine Erben künfftig mit göttlicher Verleihung darnach zu richten.

Anno Christi 1540[2] hatt mein Vater Marttin Brunner mit meiner Mutter Dorothea in Dorffe Haydtlaß bei Schlackenwerdtt[3] in seines Vaters Michael Brunners als meines Großvatern Hauß neben Hans Brunner seinem Bruder gewohnett, und ist meine Mutter eine Schantzin in Dorffe Myrtzschau, auch ins Ampt Schlackenwerdt under die wolgebornen Graffen Schlicken gehörig gewessen, daselbst sie mein Vater gefreiet und gen Haidtlaß als ein Bauersman heim gefurtt.

In 1542 Jar[4] bin ich Michael Brunner ungefehr in Juli oder Augusti geborn. Dan mein Vater und Mutter mich offtt bericht, das ich in deme Jar, do die Heueschrecken seindt gezogen, bin jungk worden, welches dan geschehen Anno 1542, und eben dieselbe Zeitt, do die Heueschrecken bei inen zum Heydtlaß gewessen, welches dan in Juli oder Augusti geschehen.

Anno Christi 1543–52 in meiner Kindtheitt als ein Bauersjunge die Gense, Khüe und Pferdt meines Vatters in Dorff Heidtlaß gehüttett.

Anno Christi 1553 umb Jacobi hatt mich mein Vater in die Schul zu gehen gen Schlackenwerdt zu einem Burger in die Kost gethan und bin bei denselben Burger Steffan Bofritzsch 2 Jar gewessen, volgents bei Hans Vogel Stadtschreibern zu Schlackenwerdt 3 Jar in die Kost gangen. Biß auff Anno Christi 1558 den


  1. Vgl. Hauptst.-Arch. Loc. 7167.
  2. Verbessert aus 1542.
  3. Nicht weit von Karlsbad.
  4. Verbessert aus: In diesem 42. jar . . .