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In der That war es nicht ganz überflüssig, sich gegen den Zudrang von Bittstellern zu schützen. An vielen Orten trafen unsere Reisenden mit andern, die denselben Zweck verfolgten, zusammen. In Hessen fanden sie das ganze Land von Sollicitanten überschwemmt. Es war eben diese Art der persönlichen Hilfsanrufung den damaligen Verhältnissen entsprechend und notwendig. Kein Wunder aber, daß man die Träger dieser Sendung nicht mit einem Übermaß von Freundlichkeit und Entgegenkommen aufnahm. Sie mußten gar manche bittere Unbill ertragen und dazu schweigen, wollten sie anders ein günstiges Ergebnis erreichen. Auch unsere Tagebücher legen davon ein beredtes Zeugnis ab. Man ließ es die Gesandten fühlen, wo man glaubte bei ähnlichen Gelegenheiten von den sächsischen Behörden vernachlässigt worden zu sein. Da gab es Sticheleien, auf die sie doch nicht so erwidern konnten, wie sie gern gewollt hätten. In Straßburg mußten sie den Vorwurf hören: „Warumb hetten wir zu Sachsen nicht ihre Abgebranten zu Barr auch in dieser Zuflucht betrachtet, so weren Sie uns etwas zu geben auch nicht schuldig.“ Sie erhalten nur 6 Thlr. und die Erlaubnis, selbst in der Stadt Almosen sammeln zu gehen. Darüber machen sie sich in ihrem Tagebuch lustig: „quasi vero als weilen Sie unß mit 6 Thlr. trefflich vorgeleuchtet und der Bürgerschafft einen animum erogandi gemacht hetten.“ – Vielfach wurden sie sehr lange hingehalten, ehe sie nur überhaupt vorkamen. Auf die Entscheidung des Kurfürsten von Brandenburg, den sie in Wesel antrafen, mußten sie 5 Tage warten. Unmutig über den langen kostspieligen Aufenthalt schreiben sie nieder: „die Leuthe dencken vielleichte, wir können Steine fressen.“ Im Schloß zu Güstrow wurden sie immer von einem zum andern Male bestellt, bis sie erst am 3. Tage dem Herzog das Schreiben übergeben konnten. Ein thüringischer Almosensammler hatte hier 14 Tage warten müssen, bis er endlich 2 Thlr. erhielt. Unsere Abgesandten erhielten gar nichts. Ihren Mißerfolg schreiben sie einem einflußreichen Beamten, dem Sektretär Friderici zu, der selbst unter seinen Mitbeamten für einen „hochmütigen Teufel“ gilt, der „nicht gerne Jemand neben sich dulde, den der Fürst liebe.“ Er äußerte sich sehr beleidigend: „Man hat sich doch wohl in Acht zu nehmen, dergleichen Leuthe gehen viel herumb“,