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wir es so wohl auf Seiten der Churfl. S. gn. Vorschrifft als auf Seiten eines E. Raths pro maxima injuria aufnehmen, wir wüsten nicht, wie ihr Collectensuchen bei unsern gn. Herrn were vorbracht worden, hetten darvon keine relation zugeben, wir erwartteten andere Bescheidenheit. Er hierauf schwieg stille und sagte: Auf der Cantzeley liegt die Vorschrifft, ein Copiste würde sie unß geben. Wir holeten solche ab ..... Sonst sagten sie hier, – Beckmann were ein Financenfreßer und doch so reich darbei, ita ut avaro tamen desit, quam quod habeat quam quod non habeat[1]! Sein Beginnen solte ungestrafft nicht hingehen, glauben nicht, daß die Herzogin darvon weiß.“

Hier zeigen sie also einmal offen, daß sie auch Galle haben. Sonst aber üben sie sich im Interesse ihrer Aufgabe wacker im Schweigen und Hinunterschlucken. Dafür halten sie sich in ihren Tagebüchern schadlos, hier laden sie ihren verhaltenen Groll ab; sie wimmeln, wie wir schon gelegentlich bemerkt haben, von bittern Bemerkungen und boshaften Hieben. Fast spaßhaft ist es, wie sie in Heidelberg ihren Groll gern entladen möchten, aber aus bestimmter Rücksicht es vermeiden. Vom Kurfürsten erhalten sie hier die Kleinigkeit von 6 Thlrn., vom Rath aber gar nur 16 Groschen. „So Ihre Churfl. Durchl. nur ein mehrers gethan, solte mann dem Rathe allhier die 16 Gr. in einem Schreiben nicht wider zurück geschickt und sich per ironiam bedancket haben? Es ist doch schimplich, daß E. E. Raths zu Dreßden Schreiben nur mit 16 Gr. angesehen worden.“ Also sie getrauen sich in Rücksicht auf den Kurfürsten, der ja auch wenig gegeben, nicht, ihrer Entrüstung in der angedeuteten Weise Ausdruck zu verleihen.

Eine fast ununterbrochene Kette von schlechter Behandlung und Miserfolgen stellte die Reise durch die Niederlande sowie durch die calvinischen Striche des deutschen Nordens dar. Nirgends werden ihnen so viel Schwierigkeiten bereitet, nirgends finden sie so lieblose Aufnahme, so wenig Entgegenkommen und Freundlichkeit als gerade hier. Der unheilvolle Gegensatz, die unglaubliche Gehässigkeit zwischen den beiden Schwesterconfessionen der Lutheraner und Calvinisten kann kaum irgendwo greller, lebendiger und unmittelbarer


  1. Der geizige Mann hat von dem, was er besitzt, so wenig, wie von dem, was er nicht besitzt.