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es doch auch, daß ihr eigenes mächtiges Vorurteil ihnen die Aufnahme, die sie finden, gehässiger erscheinen läßt, als sie ist – wenigstens sind sie in den lutherischen Landen viel leichter geneigt, Ausreden als wahr gelten zu lassen. Thatsache ist allerdings, daß sie in allen den calvinischen Landstrecken von calvinischen Behörden nichts erhalten: wo die Aufnahme nicht geradezu gehässig war, wurden sie mit Ausreden abgespeist. – In Aurich angekommen athmen sie ordentlich auf und fassen frischen Mut: „Alß unß nun Gott gesund und frisch hieher gebracht und geholffen hette und wir auß der Calvinisterei zu dem reinen Evangelium kommen wahren, gingen wir in die Kirchen, Gott zu dancken.“ Sie berühren dann später nur noch eine Stadt calvinischen Bekenntnisses, Bremen. Sie werden hier ja mit ausnehmender Höflichkeit behandelt, erhalten aber auch nichts, da die Stadt in Folge von Brand und Krieg sehr mit sich selbst zu schaffen hatte: als besondere Aufmerksamkeit jedoch giebt ihnen der Rat ein verbindlich abgefaßtes Entschuldigungsschreiben an ihren Rat mit. – Hier schreibt Rincke im Tagebuch ein sehr scharfes Gesammturteil, gewissermaßen als Schlußwort nieder: „Dieses war nun die letzte Stadt Calvinischer Herrschafft und hat man sich hoch zu verwundern, wie sie alle, sogar von Hamm an, biß hieher eines Sinnes gewehsen sein, nur das sie nicht einerley Excusen sich bedinet haben, unß nichts zu geben, als wehre es expresse mit in ihren GlaubenßArtickeln geschrieben. Sonsten hat man noch wohl Exempel, das sie etwas gegeben haben, aber nur nicht zum Kirchenbau. Und wo sie können, nehmen sie sie wohl gar hinweg, wie zu Ham und Wehsel geschehn ist. Ich halte weder von ihren Glauben noch ihren Gottes od. Kirchen Dinste etwas, den sie sind rechte heimliche Feinde der Evangelischen und sind die zu Hamm die ergsten.“ Am Rand ist noch bemerkt: „Die Hugenotten sind alle uber einen Leisten geschlagen und unsere stolzen Feinde.“

Übrigens war wol bei den Niederländern nicht lediglich der Glaubensunterschied die Ursache ihrer Zurückhaltung, sondern auch ihre stark entwickelte Geldsucht. Diese spürten unsere Gesandten auch anderweit. Das teure Leben in den Niederlanden war für sie ein zweiter Grund zu beschleunigter Durchreise. Sie klagen drastisch: „Wen man einen nur ansiehet, muß man Gelt geben oder wie die