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nach Hildesheim scheuten sie und schickten das dahin bestimmte Schreiben von Hannover aus: sie zweifelten aber sehr am Erfolg. Auch den Entschluß, nach Münster zu gehen, gaben sie auf.

Neben solchen Drangsalen und Abweisungen hatten sie sich aber doch auch freundlichen Entgegenkommens und wolwollender Aufnahme zu erfreuen, sowie nicht selten liebevoller Förderung und allerlei nützlicher Winke seitens einzelner Personen, die sich ihrer Sache besonders annahmen, wie in Wolfenbüttel der Generalsuperintendent Celarius, in Lübeck der Patrizier Tesdorpf. In seltenen Fällen kam es sogar vor, daß sie von einzelnen Personen eine Beisteuer erhielten. In verschiedenen Städten, wie in Rothenburg, Nördlingen, Lindau wurden sie frei tractirt. Manche Städte bezeugten große Teilnahme und richteten ein besonderes Schreiben an den Rat zu Dresden, was sonst nicht üblich war, oder ließen ihn freundschaftlichst grüßen. Die günstigste Aufnahme nach ihrem eigenen Zeugnis fanden sie in Stade, wenngleich dies sehr verarmt war, und vor allen in Hannover. Hier übernahm es der Rat, als er erfuhr, daß sie ihren Wirt gegen hohe Entschädigung zur Einsammlung der Collecte gewonnen hatten, in der verbindlichsten Weise selbst, den Mann zu diesem Behufe auszurüsten und in Pflicht zu nehmen. Im Tagebuch finden wir die von herzlichem Dank erfüllten Worte: „Hilff Gott, ein solches redliches Gemüthe der Stadt Dresden zu Ehren haben wir in ganzer Reise nicht angetroffen“. Die süddeutschen Abgeordneten machen zwar nicht viel Rühmens von guter Aufnahme, aber vielleicht gerade deshalb, weil sie ihnen häufiger wurde als ihren Collegen.

Ihre Geschäfte ließen ihnen sehr wenig Zeit nur übrig, sich sonst auf der Reise umzusehen. Eine Reisebeschreibung liefern uns daher ihre Tagebücher nicht. Gänzlich mangelt die Naturbetrachtung, zu der sie ja unterwegs bei der Langsamkeit des Fortkommens Zeit genug gehabt hätten. In den Städten aber lassen sie ihre Augen tüchtig umgehen, soweit sich Zeit und Gelegenheit bietet. Da haben sie denn zunächst als echte Kinder ihrer Zeit ein scharfes Auge auf kirchliche Dinge. Rinke berichtet sogar, wo sie jeden Sonntag zur Kirche gegangen sind und fällt auch manchmal ein kurzes Urteil über die Predigt. In Wesel wohnten sie